Jonathan Strange & Mr. Norrell by Susanna Clarke

Jonathan Strange & Mr. Norrell by Susanna Clarke

Autor:Susanna Clarke [Clarke, Susanna]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-06-27T16:00:00+00:00


KAPITEL 40

»Darauf können Sie sich verlassen:

Es gibt keinen Ort, der so heißt.«

Juni 1815

Kaiser Napoleon Buonaparte war auf die Insel Elba verbannt worden. Dennoch hatte Seine Kaiserliche Hoheit einige Zweifel, ob ihm ein ruhiges Inselleben zusagen würde – schließlich war er es gewohnt, einen großen Teil der bekannten Welt zu regieren. Also sagte er einigen Leuten, bevor er Frankreich verließ, dass er zurückkehren werde, wenn im Frühling wieder die Veilchen blühten. Dieses Versprechen hielt er.

Sobald er französischen Boden betreten hatte, stellte er eine Armee zusammen und marschierte nach Norden auf Paris zu, um weiterhin die ihm zugedachte Vorsehung zu erfüllen, nämlich gegen alle Völker der Welt Krieg zu führen. Natürlich war er eifrig bedacht, sich wieder als Kaiser einzusetzen, doch noch war nicht bekannt, als Kaiser wovon. Er hatte immer danach gestrebt, es Alexander dem Großen gleichzutun, daher nahm man an, er werde sich nach Osten begeben. In Ägypten war er schon einmal einmarschiert, und nicht ohne Erfolg. Er mochte sich auch nach Westen begeben: Es gab Gerüchte über eine Schiffsflotte, die in Cherbourg bereitlag und darauf wartete, ihn nach Amerika zu bringen, wo er sich an die Eroberung einer unverbrauchten, neuen Welt machen konnte.

Doch wofür auch immer er sich entscheiden würde, so war sich doch jeder sicher, dass er zunächst einmal in Belgien einmarschieren würde. Also begab sich der Herzog von Wellington nach Belgien, um auf die Ankunft von Europas Großem Feind zu warten.

Die englischen Zeitungen waren voller Gerüchte: Buonaparte habe ein Heer zusammengestellt; er sei mit erschreckender Geschwindigkeit in Richtung Belgien vorgerückt; er sei dort; er habe gesiegt. Am nächsten Tag wiederum wurde berichtet, dass er sich nach wie vor in seinem Palast in Paris aufhalte, den er noch kein einziges Mal verlassen habe.

Ende Mai folgte Jonathan Strange Wellington und der Armee nach Brüssel. Er hatte die letzten drei Monate in aller Ruhe in Shropshire verbracht und über Zauberei nachgedacht. Deshalb war es kaum erstaunlich, dass er zunächst etwas verwirrt war. Doch nachdem er ein, zwei Stunden lang herumgelaufen war, kam er zu dem Schluss, dass der Fehler nicht bei ihm, sondern bei Brüssel zu suchen war. Er wusste, wie eine Stadt aussah, die sich im Krieg befand, nämlich nicht so wie diese. Eigentlich müssten Kompanien von Soldaten auf und ab marschieren, und es müssten Versorgungsfuhrwerke und ängstliche Gesichter zu sehen sein. Stattdessen erblickte er modische Geschäfte und Damen, die in hübschen Kutschen herumfuhren. Gut, überall standen grüppchenweise Offiziere, doch keiner von ihnen, so schien es, beabsichtigte, irgendwelchen militärischen Tätigkeiten nachzugehen (einer von ihnen verwandte ein großes Maß an Konzentration und Anstrengung darauf, den Spielzeugsonnenschirm eines kleinen Mädchens zu reparieren). Man hörte sehr viel mehr Gelächter und Frohsinn, als angesichts des drohenden Einmarsches von Napoleon Buonaparte angebracht waren.

Eine Stimme rief seinen Namen. Er drehte sich um und erblickte Oberst Manningham, einen Bekannten, der Strange umgehend einlud, ihn zu Lady Charlotte Greville zu begleiten. (Es handelte sich hierbei um eine in Brüssel lebende Engländerin.) Strange wandte ein, er habe keine Einladung; außerdem müsse er ohnehin weiter, um den Herzog zu suchen.



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