Jedem das Seine - Band 1 by Nataly von Eschstruth

Jedem das Seine - Band 1 by Nataly von Eschstruth

Autor:Nataly von Eschstruth [Eschstruth, Nataly von]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-01-21T00:00:00+00:00


— Geheimnisvoll, in blutrotem Feuer blitzte der Ring des Suleiman-Achmed an seinem Finger.

VIII.

Der folgende Tag brachte eine aussergewöhnlich grosse Hitze, so dass niemand Lust verspürte, sich ohne zwingende Notwendigkeit auch nur wenige Schritte weit von dem Hause zu entfernen.

Man hatte es zuerst mit einem wohligen Nichtstun in dem offenen Tempelchen der Gartenterrasse versucht.

Frau Haulsen und Miss Morner lagen in allerduftigsten Spitzenkleidern in den Rohrsesseln, unfähig auch nur den Goldfaden durch den Mull zu ziehen, — die beiden grösseren Kinder lagen auf den weissen Bastmatten und bauten schläfrig ein Haus aus bunten Steinen, in welchem ein paar schillernde Eidechsen wohnen sollten, und das kleinste lag als „Engelchen“ im Babykorbe, nur vom Himmel bedeckt, wohlig strampelnd und seiner Amme, der dunkeläugigen Kurdin, zulächelnd, welche bunte Glaskugeln vor ihm tanzen liess.

Mortimer hatte sehr ausgiebig von dem gestrigen Abendfest erzählt, alle Pracht und Üppigkeit bis in die kleinsten Details ausgemalt und dadurch die Lebensgeister der beiden Damen einigermassen wach erhalten; namentlich die recht uninteressante Tatsache, dass die geheimnisvolle Sängerin nicht in diesem Märchenreich zu suchen sei, machte die Zuhörerinnen für kurze Zeit beinah lebhaft und entlockte ihnen herbe Vorwürfe gegen den alten Suleiman, welcher nicht einmal so viel zur Poesie des Orients beisteuere.

Der wundervolle Ring in seiner altertümlichen Fassung erregte dagegen volles Entzücken und hohe Anerkennung, und Misschen sagte in ihrer sehr ruhigen Art: „Ich kann sähr ein ueniges nur singen, — God save the queen, ist all mein bestes; — für solch eine Ring würde ich das alte Suleiman aber auch diese Lied mit den ‚Yankee Doodle‘ als Zugabe gern vorsingen.“

„Das ist ein Gedanke! Wir werden dem Bei Ihre opfermutige Ansicht unterbreiten!“ —

— Und dann wieder grosse, schwüle Stille! —

Nur Baby kräht ein paarmal munter auf, dann schläft es auch ein.

Mortimer hält ein grosses Palmblatt in der Hand und fächelt damit der armen Frau Nelly Kühlung zu.

Sie selber ist viel zu matt, um sich dauernd der enormen Anstrengung des Fächerschwingens unterziehen zu können.

Ihre Händchen ruhen rechts und links auf der Sessellehne, wie dürstende weisse Rosenblätter, um welche man ein paar blitzende Goldreifen gelegt, — und die blonden Löckchen, welche sonst so allerliebst und eigensinnig um die Stirn kräuseln, hängen ganz schlaff bis auf die fein geschwungenen Augenbrauen.

„Wie Blutegel anzusehn!“ hat der ungalante Gatte vorhin geäussert.

Herr Haulsen ist heute nicht nach Konstantinopel gefahren, sondern erwartet Hans Schlüchtern mit eventuellen eiligen Depeschen hier draussen in seinem „Yali“ am Meer. Jetzt lag er drinnen in dem Salon auf einem Diwan und gab vor, „Abrechnungen zu revidieren!“

Aber daran glaubte kein Mensch.

„Er schläft, weil er einen Kater hat!“ behauptete Frau Nelly und strich die „Blutegel“ aus der Stirn, denn selbst sie machten heute heiss — „er kann den furchtbaren Kaffeeextrakt und die nichtswürdige Wasserpfeife bei Suleiman nicht vertragen! Sie sehen auch blass aus, Herr von der Marken —! Wenn ich hier einen sauren Hering auftreiben könnte ...“

„Welch ein Gedanke! — göttlich! Was so ein saurer Hering für eine Zierde Deutschlands ist, merkt man erst im Lande der süssen Delphine!“ —

„Und der süssen Sängerinnen!“

„Und der nachsichtigen jungen Frauen!“

„Wenn Sie



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