Jäger: Roman (German Edition) by James Salter

Jäger: Roman (German Edition) by James Salter

Autor:James Salter [Salter, James]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783827077493
Herausgeber: eBook Berlin Verlag
veröffentlicht: 2015-01-22T16:00:00+00:00


14

Sie blieben nicht lange im Astor. Noch an demselben Morgen begann DeLeo zu packen. Er hatte ein paar Anrufe getätigt und arrangiert, dass sie ins Hosokawa zogen. Cleve war wenig begeistert.

»Warum?«, fragte er. »Hier ist es doch in Ordnung.«

»Dort wird es dir besser gefallen. Versprochen.«

»Ich mag nicht wieder umziehen. Gibt es dort eine Bar?«

»Natürlich.«

»Und einen Friseur?«

»Keinen Friseur.«

»Ich wusste es«, sagte Cleve. »Wir müssen uns dort selber rasieren.«

»Wie lästig. Warum fängst du nicht an zu packen?«

»Ich bin nun mal an Service gewöhnt. Und der Mann hier ist ein vorzüglicher Barbier.«

»Woher willst du das wissen? Du hast dich heut Morgen selber rasiert.«

»Ich mag, wie er humpelt.«

»Ich hab nicht gesehen, dass er humpelt.«

»Er hat ein schlimmes Bein. Ich glaube, er wurde im Krieg verwundet. Ich hab mich schon gefreut, morgen früh alles darüber zu hören. Mit einem schönen heißen Handtuch auf dem Gesicht.«

»Komm schon. Vielleicht kommen wir nochmal her und lassen uns die Haare schneiden.«

Es war kein weiter Weg. Das Hosokawa lag weniger als eine halbe Meile entfernt. Cleve mochte es trotz allem schon beim Betreten. Es war früher einmal eine Prinzenresidenz gewesen, und ein wunderschöner gepflegter Garten umfasste das Gebäude. Auch war es bedeutend asiatischer. Sie mussten am Eingang die Schuhe ausziehen und hoteleigene Slipper tragen.

Sie gingen auf einen Drink in die Bar und um die Zeitung zu lesen. Es stand nicht viel über den Krieg darin. An der Front war es ruhig, auch Lufteinsätze hatte es keine gegeben. Sie gingen weiter zum Mittagessen. Der Speisesaal lag zum Garten hinaus. Es war ein einzigartig schöner Tag. Die Sonne glänzte auf dem Immergrün, und ein eisklarer Bach floss lautlos zwischen sorgfältig gesetzten und mit hellem Moos bewachsenen Steinen. Sie waren die einzigen Gäste zum Lunch. Über allem lag die Würde eines stattlichen Anwesens. Das Essen war ausgezeichnet. Sie hatten nicht gefrühstückt und waren hungrig.

Den Abend begannen sie im Mimatsu. DeLeo nannte es einen Ort von großer historischer Bedeutung. Aus persönlichen Gründen, sagte er. Es war ein Nachtclub, groß wie ein Theater. Hostessen in Abendkleidern kamen und setzten sich zu ihnen an den Tisch.

»Kampfpilot, nicht?«, sagte eine lächelnd.

»Woher weißt du das?«

»Oh, Kampfpilot, groß hier«, sie zeigte auf ihr Handgelenk, wo eine Uhr hätte sein können, dann in ihren Schoß. »Un klein hier.«

Um die Tanzshow zu unterstützen, wurden Knaller verteilt, die, wenn man sie zündete, in einem Konfettiregen zerbarsten. Auf jede Nummer folgte ein Sperrfeuer kleiner Explosionen, und ein Wirbelsturm bunter Papierschnipsel trieb durch das Scheinwerferlicht. DeLeos Mädchen trug ein Kleid aus engem, violettem Seidensatin. Sie sagte, ihr Name sei Sunday. Sie sah eher indonesisch als japanisch aus und hatte strahlende, weiße, ebenmäßige Zähne.

»Für mich ist jede Tag wie Ferien«, sagte sie.

Es war wie in einem Musical über Landgang, dachte Cleve. In der Mitte der Tanzfläche gab es einen in alle Farben des Regenbogens getauchten Brunnen. DeLeo trank und zerbrach nach jedem Drink sein Glas. Die Gäste an den anderen Tischen sahen sich jedes Mal um, wenn unter lautem Gebrüll ein weiteres zerschellte, und die Kellner berechneten ihm jedes einzelne. Die Oliven aus den Martinis wurden in Reih und Glied auf dem Tischtuch aufgestellt.



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