Im Keller by Inge Lempke

Im Keller by Inge Lempke

Autor:Inge Lempke
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2013-08-03T22:00:00+00:00


*

Am Mittwochmorgen wurde Arthur gegen 9 Uhr vom Brennen der Schnittwunde an seiner Hand geweckt. Es gab wohl kaum etwas, das er mehr hasste als Schmerzen jeglicher Art!

Er fluchte, stand gähnend auf, und sofort begann ein dezenter Schmerz im Hinterkopf zu pochen. Das verdarb ihm erst einmal völlig die Laune. Er schlurfte ins Bad, duschte sich heiß und dann sehr kurz lauwarm ab, und stellte beim Föhnen seiner langen Haare fest, dass nun auch mehrere Zähne weh taten. Wenigstens der Bluterguss war nicht zu spüren, solange man ihn nicht anfasste.

Also gab es zum Frühstück Kaffe, Toast und Schmerztabletten. Eine Viertelstunde und zwei Tassen Kaffee später fühlte er sich halbwegs in Ordnung und stellte den Kontakt zur Außenwelt wieder her: Telefonstecker rein, Handy an.

Mehrere Anrufe waren registriert und zwei sms warteten auf ihn. Aber zunächst frühstückte er weiter und las die Kurzmitteilungen erst, als er fertig war. Natürlich waren sie von Claudia. Die erste, vom Abend, lautete: Schade, hab dich nicht erreicht, wollte dich zum Essen einladen. Melde dich bitte mal, hab morgen früh frei. Schlaf gut und träum von mir.

Die zweite vom Morgen klang leicht gereizt: er solle sich melden, falls er noch ,irgendeine‘ Art von Interesse an ihr habe.

Auf Vorwürfe reagierte Arthur prinzipiell nicht. Damit würde sie klarkommen müssen. Er meldete sich nicht, sondern holte sich im Präsidium alle richterlichen Beschlüsse ab, die er brauchte und fuhr zur Uni-Klinik. Auf dem weitläufigen Gelände mit den unansehnlichen, mehrstöckigen Gebäuden kannte er sich leidlich aus: hier hatte er die eine oder andere Untersuchung zur Abklärung unklarer Beschwerden durchführen lassen.

Die besten Parkplätze waren natürlich längst besetzt, also musste er ein Stück laufen. Er steuerte das Orthopädiezentrum an und fragte sich dort bis zu einem Arzt durch, der ihm weiterhelfen konnte.

Man verwies ihn an einen Professor Dr. Müller-Mayer, einen Koloss von Mann, rundes, teigiges Gesicht, furchterregend eng stehende, braune Augen. Er führte Arthur ins Archiv im Keller, wo Unterlagen der letzten 30 Jahre in Kartons auf langen Regalen aufbewahrt wurden. Es dauerte gute 15 Minuten, bis die Akte ,Ursula Kirchfeld‘ geborgen war.

„Auf lange Sicht wollen wir die ganzen Akten in unseren Computern speichern, aber das dauert natürlich“, erklärte Müller-Mayer, studierte, was Uschi Gerber, damalige Kirchfeld, an einem Novembertag vor rund 24 Jahren zugestoßen war.

Dann fasste er zusammen: „Ja also, sie hat angegeben, dass sie zusammen mit einer Freundin abends im Keller Wäsche aufhängte, als an der noch laufenden Waschmaschine der Ablaufschlauch platzte, woraufhin Seifenlauge auslief. Sowohl Frau Kirchfeld als auch die Freundin rutschten in der Lauge aus, und die Kirchfeld fiel mit dem Kopf seitlich genau auf die Ecke der Waschmaschine. Die Freundin stürzte zu Boden und knackste sich die Hüfte an. Ursula Kirchfeld erlitt einen Schädelbruch, wobei Knochensplitter das Innenohr schwer beschädigten, was zu erheblichem Hörverlust führte.“

Arthur gefiel das alles nicht wirklich. „Wie hieß die Freundin?“

„Hier steht nur Frau Schäffler, warten Sie mal, ich such ihre Akte raus.“ Müller-Mayer kramte in den Kartons und zerrte einen blauen Papphefter ans Licht. „Da haben wir sie ja. Die Frau heißt Simone Schäffler, und hier steht das gleiche wie bei der Kirchfeld.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.