Ilium by Simmons Dan

Ilium by Simmons Dan

Autor:Simmons, Dan [Simmons, Dan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-03-12T16:00:00+00:00


Hannah hatte Odysseus ein paar hundert Meter von der Lichtung entfernt eingeholt. Er fuhr herum und legte die Hand ans Heft des Schwerts, als er sie durchs Unterholz brechen hörte, entspannte sich aber, als er sah, wer es war.

»Was willst du, Mädchen?«

»Ich will dein Schwert sehen«, sagte Hannah und strich sich die dunklen Haare aus dem Gesicht.

Odysseus lachte. »Warum nicht?« Er löste die Lederscheide von seinem Gürtel und gab ihr die Waffe. »Sei vorsichtig mit den Schneiden, Mädchen. Ich könnte mich mit dieser Klinge rasieren, wenn ich wollte.«

Hannah zog das Kurzschwert und hob es versuchsweise.

»Savi hat mir erzählt, dass du mit Metall arbeitest«, sagte Odysseus. Er bückte sich zu einem Bächlein hinunter, wölbte die Hand und trank einen Schluck. »Sie sagt, du seist vielleicht der einzige Mensch in dieser schönen neuen Welt, der Erz schmieden kann.«

Hannah zuckte die Achseln. »Meine Mutter kannte noch alte Geschichten über das Schmieden von Metall. In ihren jüngeren Jahren hat sie mit Feuer und Flammöfen gespielt. Ich setze die Experimente fort.« Sie schwang das Schwert über dem Kopf und ließ es herabsausen.

»Du hast uns in deinem Turin-Tuch kämpfen sehen«, sagte Odysseus.

Hannah nickte. »Und?«

»Du gehst richtig mit dem Schwert um, Mädchen. Schlagen, nicht stechen. Dieses Werkzeug ist zu nichts Raffinierterem da, als Gliedmaßen abzutrennen und Bäuche aufzuschlitzen.«

Hannah verzog das Gesicht und gab ihm die Waffe zurück. »Hast du dieses Schwert auf der Ebene von Ilium benutzt?«, fragte sie leise. »Und bei deinem abenteuerlichen Diebstahl des Pallodians?«

»Nein.« Er hielt die Klinge senkrecht, bis etwas von dem Licht, das durchs hohe Geäst herabfiel, auf ihrer Oberfläche tanzte. »Dieses Schwert war ein Geschenk für mich, von … einer Frau, auf meinen Reisen.«

Hannah wartete auf weitere Erklärungen, aber statt eine neue Geschichte zu erzählen, sagte Odysseus: »Möchtest du sehen, was das Besondere an diesem Schwert ist?«

Hannah nickte.

Odysseus tippte mit dem Daumen zweimal an die Parierstange, und auf einmal schien das Schwert leicht zu schimmern. Hannah beugte sich vor. Ja, von der Klinge ging ein leises, aber beharrliches Summen aus. Sie griff nach dem Metall, aber Odysseus’ Hand schoss vor und packte ihr Handgelenk.

»Wenn du die Klinge jetzt berührst, Mädchen, verlierst du sämtliche Finger.«

»Wieso?« Sie versuchte nicht, ihr Handgelenk wegzuziehen, und nach ein paar Sekunden ließ Odysseus sie los.

»Sie vibriert«, sagte Odysseus und hielt die Schwertklinge knapp unter Augenhöhe waagrecht. Hannah bemerkte erneut, dass sie exakt genauso groß war wie Odysseus. In der vergangenen Nacht hatte sie ihn in der grünen Blasenhalle auf der Brücke gehört, nachdem die anderen bereits schlafen gegangen waren, und sich ihm zu einem Spaziergang angeschlossen. Danach war sie mit ihm in sein Domi gegangen, hatte stundenlang mit ihm geredet und dann auf dem Fußboden neben seiner Liege geschlafen. Hannah wusste, dass Ada dachte, sie wären ein Liebespaar geworden; es störte sie nicht, und ihr fiel kein Grund ein, warum sie ihre Freundin von dem Gedanken abbringen sollte.

»Es ist fast so, als würde es singen«, sagte Hannah und drehte den Kopf ein wenig, um das hohe Summen besser zu hören.

Odysseus lachte laut auf; Hannah wusste nicht, weshalb. »Keine Angst«, sagte er.



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