Ich will stets Dein Beschützer sein by Alrun von Berneck
Autor:Alrun von Berneck [Berneck, Alrun von]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-04-13T23:00:00+00:00
VI.
Graf Hasso von Focke ging unruhig vor dem Hotel auf und ab. Er war mit einer Droschke nach Güntherstal hinausgefahren, weil er seine Schwester hier zu treffen hoffte. Aber Irene lieà auf sich warten. Nun stand er hier schon eine halbe Stunde und wartete vergebens.
SchlieÃlich ging er zur Haltestelle der StraÃenbahn. Und da sah er, wie die Schwester gerade den ankommenden Wagen verlieà und auf ihn zueilte.
âEntschuldige, Hasso, daà ich dich warten lieÃ. Aber ich konnte keine Droschke bekommen und muÃte die StraÃenbahn nehmen.â
âHat nichts zu sagen, Ireneâ, antwortete er ungewöhnlich gut gelaunt. âAuf dich hätte ich auch noch eine halbe Stunde gewartet!â
âNanu, mein Herr Bruder macht Komplimente? Das bin ich ja gar nicht gewohnt! Was ist überhaupt mit dir los, Hasso? Du bist so übermütig wie lange nicht!â
âSollte ich nicht guter Stimmung sein, Irene? Wo doch alles so vorzüglich geklappt hat?â
âWieso geklappt hat?â fragte sie erstaunt. âWas willst du damit sagen, Hasso?â
âNicht hier, Irene!â beschwichtigte er sie und zog sie mit sich fort. âIch habe dir einiges mitzuteilen, aber das sage ich dir erst, wenn wir allein sind!â
Er steuerte auf den Garten der Kyburg zu, schritt ihr schweigend voraus bis zu einer Gartenlaube, deren dichte Hecke sie vor neugierigen Blicken verbergen sollte, und forderte sie auf, dort Platz zu nehmen. Um diese frühe Stunde würden sie hier gewià ungestört sein.
Den einsamen Gast in der Nebenlaube, der in seine Zeitung vertieft war und darum weder Auge noch Ohr für seine Umgebung hatte, bemerkte keiner von beiden.
Daà sich Graf Hasso unbelauscht und unbeobachtet fühlte, ging schon aus seinen Worten hervor, die er, nachdem sie der Kellner bedient hatte, an seine Schwester richtete:
âUnd wo bleibt dein Kompliment, Irene? Habe ich das nicht fabelhaft gemacht gestern abend?â
âGestern abend?â fragte Irene erschrocken. âIch weià nicht, was du damit sagen willst, Hasso!â
âNun stell dich doch nicht so arglos, Irene!â sagte er leicht verärgert. âDu weiÃt doch, was gestern passiert ist!â
âWas! Doch nicht etwa die Sache mit Achim Hollmann?â
âNatürlich! Was denn sonst? Habe ich das nicht fein arrangiert?â
âDu hast das arrangiert, Hasso?â fragte sie mit tiefem Erschrecken und sah ihn entsetzt an.
âAber nun graule dich doch nicht, Schwesterchen! Das muÃte doch sein! Es war doch eine direkte Notwendigkeit, den Burschen ein für allemal auszuschalten!â
âAuszuschalten, sagst du? Meinst du denn, das sei fair und anständig?â
âWas heiÃt hier anständig?â fragte Hasso grob. âKennst du nicht das englische Sprichwort: Im Krieg und in der Liebe sind alle Mittel erlaubt?â
âDas mögen die Engländer mit sich selbst ausmachen, Hasso! Für uns gilt solche Moral nicht! Ich hatte dich für ...â
Sie schwieg, denn sie konnte dem Bruder ja nicht ins Gesicht sagen, daà sie ihn für anständiger gehalten hätte.
âNa, ich weià schon, was du sagen willst!â winkte er beleidigt ab. âAber diese Worte kannst du dir ersparen! Hollmann muà endlich aus Trixis Gesichtskreis verschwinden! Und wenn sich mir gestern eine Gelegenheit bot, so war das ein Wink des Schicksals! Hätte ich den vielleicht ungenützt vorübergehen lassen sollen?â
âIch weià nicht, Hasso, ob du den richtigen Weg gewählt hast. Wenn auch nur einer davon erfährt, bist du unmöglich, nicht nur hier in Freiburg, sondern überall in der Gesellschaft.
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