Heldenwinter by Jonas Wolf

Heldenwinter by Jonas Wolf

Autor:Jonas Wolf [Wolf, Jonas]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783492954365
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-01-17T10:04:19+00:00


20

Wisst ihr Menschen nicht, dass die Kal Majul niemals sterben? Stirbt der Regen, wenn er fällt?

Stirbt der Nebel, wenn er sich lichtet?

Stirbt der Fluss, wenn er fließt?

Aus den Offenbarungen des Elfenstreuners Blad bon Talare, von seinem Volk Tschijasch Kirkobinak Membal genannt, der Sprudelnde Mund der Geheimnisse

Galt Songare lag aufgebahrt in einer Kammer am höchsten Punkt eines der blattartigen Ausläufer der Halle der Zusammenkunft. Sein Haupt mit dem Haar wie Messing, das er an Tschumilal weitergegeben hatte, ruhte auf einem Kissen aus trockenem Laub. Seine Arme waren auf der gewappneten Brust verschränkt, sodass seine Hände den Knauf seines Langschwerts umfassten. Ein Überwurf aus grünem Samt, auf den eine silberne Leier gestickt war, bedeckte seine linke Schulter. Seine Züge schienen trotz der wächsernen Haut weich und edel zugleich: Ein sanfter Schwung um die vollen Lippen und ein Grübchen im Kinn stahlen seiner kühnen Nase und seinem kantigen Kiefer viel von ihrer Dominanz. Seine Augen waren offen, doch sie blickten nicht länger hinter, durch und zwischen die Dinge. Sie blickten ins Nichts, und nur allzu leicht hätte man dem Glauben verfallen können, sie gehörten einem Leichnam. Doch dagegen sprachen, sobald man ihn näher betrachtete, das trotzige Pochen einer Ader an seinem kräftigen Hals und das sachte Beben seiner Nasenflügel.

Er ist tot und doch nicht tot … Namakan sah zu seinem Meister. Dalarr mahlte mit den Zähnen, wie er es immer tat, wenn er gegen einen Zorn ankämpfte, der in ihm aufwallte. Und das sind Schlachten, die er nur selten gewinnt.

Keiner der anderen sagte ein Wort. Nicht, als Nimarisawi ihrem so schrecklich still daliegenden Geliebten die Stirn küsste. Nicht, als Tschumilal ihrem Vater ein verirrtes Haar von der Wange wischte. Und auch nicht, als Dalarr an die Bahre trat, um das Gesicht seines Freundes in beide Hände zu nehmen und in seiner fremden Sprache etwas zu murmeln, das ob seiner Dringlichkeit und seiner Härte nur ein weiterer Eid sein konnte. Doch Namakan entging nicht, dass Ammorna einen Arm um Kjells Schultern gelegt hatte und dass Morritbi den Kopf gesenkt hielt.

»Wer hat das getan?« Dalarr richtete sich auf, die Fäuste geballt, die Zähne gebleckt. »Wessen Leib werde ich dafür in tausend Stücke reißen? Wem werde ich dafür das Herz aus der Brust schneiden?«

Ich weiß es, dachte Namakan. Und er weiß es doch auch.

»Ist es Waldur gewesen?« Nimarisawi bestätigte Namakans Verdacht. »Ist er zu uns gekommen, bald nachdem du das letzte Mal bei uns gewesen bist, Dalarr? Hat er die Worte gesprochen, die ihm die Setom Kisch öffneten? Worte, die aus seinem Mund nichts als Gift waren, weil sie ihm in falscher Absicht über die Lippen kamen? Führte er eine Rotte Männer mit sich, die wie tollwütige Wölfe immer nur seinen alten Namen heulten, während sie unter uns wüteten? Skra Gul? Skra Gul?«

»Der Weiße Wind aus der Zeit, als die Welt jung war«, sagte Ammorna düster. »Der Weiße Wind, der alles auslöscht, alles verdirbt, worüber er hinwegstreift.«

»Dieser eitle Hund, der sich am Klang seines Namens aufgeilt«, spie Dalarr aus.

»Brachte er geknechtete Geister mit, die er zwang,



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