Heart. Beat. Love.: Roman (German Edition) by James Patterson & Emily Raymond

Autor:James Patterson & Emily Raymond [Patterson, James]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783423427173
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2015-03-17T23:00:00+00:00

Teil 2

sechsundzwanzig

Der Himmel über Colorado war so blau, dass es in den Augen schmerzte. Und wir mussten der schrecklichen Wahrheit ins Gesicht sehen: Man kann seine Flucht planen, sein Leben und seine Familie zurücklassen und in einem gestohlenen Wagen über den Highway rasen. Aber vor manchen Dingen kann man einfach nicht weglaufen.

Zum Beispiel vor Krebs. Denn der fährt immer mit.

Ich fuhr uns zu einem Krankenhaus in La Junta, das eine Dreiviertelstunde entfernt war. Robinsons Kopf lag in meinem Schoß. Wie gern hätte ich ihm übers Haar gestrichen und ihm gesagt, dass alles gut würde. Aber der Pick-up hatte keine Servolenkung, sodass ich beide Hände zum Fahren brauchte.

Außerdem war ich nicht sicher, dass alles gut würde. Kein bisschen.

Im kleinen Wartezimmer des Krankenhauses war es eiskalt. Die typischen Stationsneonlampen ließen die Menschen feucht und grau wirken. Robinson lehnte sich zitternd an mich. Auf seinem T-Shirt war ein dunkler Blutfleck. Er knöpfte sein Hemd zu. »Sonst sehe ich aus wie nach einer Messerattacke.«

»Das ist vielleicht gar nicht so schlecht.« Im Wartezimmer saßen vier andere Leute, die schon eine Weile hier zu sein schienen.

Er schüttelte den Kopf. »Ich muss mich einfach hinsetzen.« Seine Stimme rasselte.

Die Frau an der Anmeldung musterte mich misstrauisch. Vielleicht sah sie die Angst in meinen Augen. Oder sie hielt mich für obdachlos oder drogensüchtig. Irgendwo entdeckte ich mein blasses Spiegelbild – man konnte ihr keinen Vorwurf machen.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie. Auf ihrem Namensschild stand DEBBIE.

»Mein Freund ist krank.« Ich deutete auf Robinson, der zusammengesunken auf einem der Plastikstühle in der Ecke saß. Wieder und wieder musste ich an die Szene im Truck denken. Es war wie in einem Albtraum.

»Der Doktor wurde benachrichtigt«, sagte Debbie. Sie sah mich besorgt an: »Soll er Sie auch untersuchen?«

»Mir geht es wunderbar«, sagte ich steif, obwohl ich vor Erschöpfung beinahe umgekippt wäre.

Ich ging wieder zu Robinson und wir saßen eine gefühlte Ewigkeit in der Ecke. Irgendwann beugte sich ein alter Mann mit Gipsarm zu uns herüber und legte mir die Hand aufs Knie.

»Es ist Samstagmorgen, Liebchen. Die meisten Ärzte sind jetzt beim Angeln.«

Ich biss mir auf die Lippen. Es war kein Arzt da. Und wenn einer kam, wäre das gleichbedeutend mit Bluttests, Biopsien und Computertomografien … Bei dem Gedanken daran, all das noch einmal durchzumachen, wäre ich am liebsten weggerannt.

»Willkommen im kleinstädtischen Amerika, wo Bowlinganlagen und Jagdhütten mehr Angestellte haben als Krankenhäuser«, sagte Robinson.

»Mach dir keine Sorgen, der Arzt kommt schon«, beruhigte ich ihn. »Inzwischen können wir fernsehen. Du hast doch in letzter Zeit nicht deine tägliche Dosis bekommen.«

Robinson nickte. »Wenn du noch Slim Jims und Oreos hättest, wäre alles perfekt.«

Ich versuchte, ihm einen Blutfleck vom Hemdkragen zu wischen. »Du musst dich wirklich gesünder ernähren.«

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