Hannas Entscheidung by Kerstin Rachfahl

Hannas Entscheidung by Kerstin Rachfahl

Autor:Kerstin Rachfahl [Rachfahl, Kerstin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-02-13T23:00:00+00:00


Sie starrte auf das Display ihres Laptops, ohne wahrzunehmen, was sich dort abspielte. In ihrem Kopf malte sie sich aus, wie sie Ben langsam, aber systematisch verprügelte – dafür, dass er sie ständig verfolgte und in Schwierigkeiten brachte. Nachdem ihre Wut bei dieser Vorstellung ein wenig verraucht war, dachte sie nach, welche Konsequenzen seine Suche nach ihr hatte. Gab es einen offiziellen Auftrag? Sie wusste, dass das BKA inzwischen die Augen ihretwegen offen hielt, weil sie sich nicht mehr bei ihrer Kontaktperson gemeldet hatte. Vielleicht lag darin die Lösung, um sich mehr Zeit zu beschaffen, indem sie sich einfach beim Zeugenschutzprogramm meldete. Immerhin wusste die Gegenseite, dass sie sich in Berlin aufhielt. Sie brauchte also nicht mehr zu befürchten, dass Informationen weitergegeben wurden. Aus ihren letzten Erfahrungen mit dem Militär und dem BKA wusste sie, dass das Militär in Deutschland nicht agieren durfte. Ben hatte sie nach Norwegen gebracht, um sie dann an das BKA zu übergeben. Aber Lisa hatte gesagt, dass sich Ben auf einem Einsatz befand. Belog er seine Schwester? Zuzutrauen wäre es ihm. Im Grunde konnte es ihr egal sein, mit wie vielen Gegnern sie es zu tun hatte. Es gab nur einen Weg, dem sie folgen würde, und das war ihr eigener. Dieser Weg bedeutete, Marie und ihre Mutter zu beschützen und Armin aus deren Leben zu eliminieren. Der Signalton ihres Laptops riss sie aus ihren Gedanken. Sie hatte sich in eins der Onlinespiele begeben, das Paddys Unternehmen zur Verfügung stellte. Er gehörte zu den wenigen Verbindungen zu Viktor, die Hanna kannte. Seit sie ein paar Level in dem Spiel bestanden hatte und aufgerückt war, wurde sie immer mal wieder zum gemeinsamen Spielen angechattet. Zweimal war sie darauf eingestiegen, weil die Namen vielversprechend klangen. Als Pseudonym verwendete sie AcidBurn1999.

Acid Burn war der Name der Hackerin in dem Spielfilm ‚Hackers‘, die von Angelina Jolie verkörpert wurde. Sie hatte das Pseudonym aus gutem Grund gewählt, da die Parole, die sie damals in die Welt von Paddy gebracht hatte ‚Hack the Planet‘ gelautet hatte. In dem Film war das eine Show von Hackern gewesen, Razor und Blade, die den Jugendlichen bei ihrem Internetkrieg gegen das Böse halfen. Im Jahr 1999 hatten sie und Viktor sich in der Schön-Klinik Roseneck kennengelernt. Beide waren sie dort, um zu lernen, mit dem umzugehen, was ihnen passiert war. Daraus hatte sich ihre Freundschaft entwickelt.

Diesmal stand in dem Chat nicht, was sie üblicherweise zu lesen bekam. Kein »Hey – Lust auf ein Spiel?« oder »Bereit für einen neuen Kampf?« oder irgendeine andere Aufforderung für ein Spiel.

»Hi Angie – was von Zero gehört?«

»Nein, ist er wieder als Hacker aktiv?« Einfach nur ein Griff ins Blaue. Zero Cool war der erste Deckname des Hauptprotagonisten in dem Film gewesen, also etwas, was auch ein anderer wüsste, der den Film kannte und von ihrem Pseudonym darauf schloss, dass sie ihn mochte. Aber Zero war auch ein Name gewesen, den Viktor in seinen zahlreichen Accounts gern und häufig verwendete.

»Soweit ich weiß, nicht. Aber ich bin auch nicht das Licht der Welt.



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