Goettle und der Kaiser von Biberach by Olaf Nägele

Autor:Olaf Nägele
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Silberburg
veröffentlicht: 2015-11-15T00:00:00+00:00

26

Seit mehr als einer Stunde beobachtete er das Eingangsportal des Krankenhauses nun schon, sah Menschen hinein- und herausströmen. Besucher mit Blumen im Arm, einige von ihnen mit besorgten Gesichtern, andere wiederum schienen sich auf die Begegnung mit den Patienten zu freuen. Die Kinder zum Beispiel, die völlig unbedarft den von kugelförmigen Leuchtkörpern gesäumten Weg entlanghüpften und munter darauf losplapperten.

Nachdem er vor den Polizisten geflohen war, hatte er sich im Wald versteckt, und als er sicher war, dass sie es aufgegeben hatten, ihn zu suchen, hatte er sich in Richtung Innenstadt fortbewegt. Langsam, wie ein wandelnder Schatten, immer auf der Hut. Sein innerer Kompass hatte ihn direkt vor das Spital geführt, und hier hockte er nun im Gebüsch, unsicher, ob er sich trauen sollte, seinen Freund zu besuchen.

Er wollte ihn sehen, ihn um Verzeihung bitten, auch wenn er nicht genau wusste, wofür er sich entschuldigen sollte. Vor den Bildern der Erinnerung hing ein blickdichtes schwarzes Tuch, das er nicht beiseite ziehen konnte.

Aber Maik war sein Freund, mehr noch, er war wie ein Bruder. Er konnte ihm nichts getan haben, es musste sich um einen Irrtum handeln, jemand musste ihn verwechselt und bei der Polizei angeschwärzt haben. Vielleicht ein Fan, der wütend auf ihn war.

Nun waren sie hinter ihm her, sogar hier im Krankenhaus suchten sie nach ihm. Er hatte den Polizisten erkannt, der vor einer halben Stunde mit einer Frau das Portal durchschritten hatte. Warum konnten sie ihn denn nicht einfach in Ruhe lassen? Er wollte doch nur zu seinem Freund, um zu sehen, wie es ihm ging. Ihm sagen, dass es ihm leidtat. Ihm zeigen, dass er da war.

Thomas Heimderdinger erschrak vor einem knackenden Geräusch. Ungläubig besah er den trockenen Ast in seinen Händen, den er zerbrochen hatte. Unbewusst, unbemerkt, ohne Anstrengung.

Er duckte sich, als der Polizist und die Frau das gelb geklinkerte Gebäude verließen. Er sah ihnen nach, wie sie zum Parkplatz schlenderten, ihr Fahrzeug bestiegen und wegfuhren.

Dann fasste er den Entschluss. Er wollte zu Maik. Und zwar sofort.

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