Girl on the Train (German Language) by Paula Hawkins

Girl on the Train (German Language) by Paula Hawkins

Autor:Paula Hawkins
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blanvalet Verlag


RACHEL

Samstag, 3. August 2013

Morgens

Letzte Nacht habe ich geträumt, ich wäre im Wald und würde allein spazieren gehen, in der Abenddämmerung, vielleicht auch früh am Morgen, ganz sicher bin ich mir nicht mehr, aber auf jeden Fall war noch jemand da. Sehen konnte ich niemanden, ich weiß nur, dass noch jemand da war und immer näher kam. Ich wollte nicht gesehen werden, ich wollte fliehen, aber es ging nicht, meine Beine waren bleischwer, und als ich versuchte zu schreien, brachte ich keinen Ton heraus.

Als ich aufwache, dringt weißes Licht durch die Jalousie. Der Regen hat endlich aufgehört, er hat sein Werk getan. Im Zimmer ist es warm; es riecht schauderhaft, muffig und säuerlich – seit Donnerstag habe ich es praktisch nicht mehr verlassen. Draußen kann ich den Staubsauger schnurren und heulen hören. Cathy macht sauber. Später wird sie weggehen; dann kann ich mich aus meinem Zimmer wagen. Ich weiß noch nicht, was ich dann tun werde, offenbar bekomme ich gar nichts mehr auf die Reihe. Vielleicht noch einen letzten Tag trinken und ab morgen dann ausnüchtern.

Mein Handy summt. Der Akku geht zur Neige. Ich nehme es hoch, um es zu verkabeln, und stelle fest, dass ich gestern Abend zwei Anrufe verpasst habe. Ich rufe die Mailbox auf. Ich habe eine Nachricht.

»Rachel, hi, hier ist Mum. Hör mal, ich komme morgen nach London. Am Samstag. Ich muss dringend einkaufen gehen. Wollen wir uns auf einen Kaffee treffen oder so? Schätzchen, dass du nach Hause kommst und wieder hier einziehst, passt momentan ehrlich gesagt nicht so gut … Da ist … Na schön, ich habe einen neuen Freund. Du weißt ja, wie das am Anfang ist.« Sie kichert. »Jedenfalls leihe ich dir gern was, damit du dich ein paar Wochen über Wasser halten kannst. Alles Weitere besprechen wir dann morgen. In Ordnung, Schätzchen … Bye.«

Ich werde offen zu ihr sein müssen, ich werde ihr klarmachen müssen, wie schlimm es wirklich um mich steht. Das ist kein Gespräch, das ich stocknüchtern führen möchte. Ich hieve mich aus dem Bett. Wenn ich gleich einkaufen gehe, kann ich noch ein, zwei Gläser trinken, bevor ich losfahre. Um den Tag ein bisschen in Watte zu packen. Ich sehe noch mal auf mein Handy und checke die entgangenen Anrufe. Nur einer ist von meiner Mutter – das andere Mal hat Scott angerufen. Um Viertel vor eins nachts. Mit dem Handy in der Hand sitze ich da und hadere mit mir, ob ich zurückrufen soll. Nicht jetzt, zu früh. Vielleicht später? Nach nur einem Glas. Nicht nach zweien.

Ich hänge das Handy zum Aufladen an die Steckdose, ziehe die Jalousie hoch und reiße das Fenster auf, dann gehe ich ins Bad und nehme eine kalte Dusche. Ich schrubbe meine Haut und wasche mir die Haare und versuche, die Stimme in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen, die mir einflüstert, dass es doch ziemlich eigenartig ist, nicht einmal achtundvierzig Stunden, nachdem der Leichnam der eigenen Ehefrau entdeckt wurde, mitten in der Nacht eine andere Frau anzurufen.

Abends

Die Erde ist immer noch nicht trocken, auch wenn fast schon die Sonne durch die dicken weißen Wolken bricht.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.