Gefaehrtin Der Daemonen by Marjorie M. Liu

Gefaehrtin Der Daemonen by Marjorie M. Liu

Autor:Marjorie M. Liu [Liu, Marjorie M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
ISBN: 3442266467
Herausgeber: Blanvalet Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2010-04-25T22:00:00+00:00


7

Merkwürdigerweise dachte ich zuerst an Shakespeare. Zu meinem zwölften Geburtstag hatte ich ein Buch mit Zitaten aus dem Werk des Barden geschenkt bekommen. Poetische Maximen. Darin war meine Mutter wirklich groß.

Doch ihr, deren Schuld in euren Busen schlummert, stellt euch vor, dass jedes Aug ihre Schande sieht.

Schon möglich. Shakespeare selbst hätte bis zum Jüngsten Tag warten können, bevor er Schuld oder irgendein anderes Gefühl in den Augen von Sarai Soars gesehen hätte.

»Er ist tot, hab ich recht?«, sagte sie. »Brian?«

Ich antwortete nicht, war zu sehr damit beschäftigt, ihre Reaktion zu beobachten. Meine Mutter hatte ihre Gefühle vor fast allen versteckt - doch nicht vor mir. Überleben, nannte sie es, und vielleicht ähnelte ihr Sarai in diesem Punkt. Obwohl meine Fragen wichtiger waren als irgendein Charakterzug. Ich wollte wissen, woher sie mich kannte. Oder warum sie bei meinem Auftauchen annahm, dass ihr Ehemann tot war.

»Er wurde ermordet«, sagte Jack leise. »Es tut mir leid, Sarai.«

Sie schloss die Augen und senkte den Kopf. Silbergraues Haar fiel weich um ihr Gesicht, und sie drückte einen Finger gegen eine Braue, als schmerze es sie dort. Ich empfand plötzlich Mitgefühl für sie und fragte mich sofort, ob das eine Falle war.

»Sie standen sich nahe«, sagte ich schließlich. »Ich war in seinem Büro. Ich habe das Foto von Ihnen beiden gesehen.«

»Wir waren verheiratet. Kurz. Vor Jahren.« Ihre Stimme verriet nur wenig Gefühle. Sie hatte vielleicht einen scharfen Unterton, das war alles. »Wie ist er denn gestorben?«

»Er wurde erschossen. Gestern Nacht.« Ich schwächte die Nachricht nicht ab. Es hatte mich schon immer gestört, wenn man Lügen über die Toten verbreitete, weil die sich nicht mehr rechtfertigen konnten. »Er hatte meinen Namen bei sich. Die Polizei hat ihn gefunden, und sie sind zu mir gekommen, weil sie mich verdächtigten, ihn getötet zu haben.«

Sarai hielt den Kopf gesenkt, aber Jack ballte unwillkürlich die Hände. Ich sah ihn an, länger und härter. »Was bekomm ich hier eigentlich gerade nicht mit, Manipulator?«

Die Frau gab einen erstickten Laut von sich und fuhr sich mit ihren zierlichen farbverschmierten Händen über die Augen. »Manipulator! Diesen Namen habe ich seit Jahren nicht mehr gehört.«

»Aber meinen kannten Sie.«

Jetzt endlich sah mich Sarai an. In ihren Augen schimmerten Tränen. »Maxine Kiss. Die Jägerin und Bannwächterin. Hüterin vom Gefängnis des Schleiers. Die Letzte ihrer Art.«

Meine Stimme versagte mir den Dienst. Der Rand des Steins grub sich in meine Haut. Ihr Blick zuckte nach unten, streifte den Gegenstand, und sofort wurde ihr Gesicht wieder zu einer ausdruckslosen Maske. »Sie sollten gehen. Kommen Sie morgen wieder. Dann reden wir.«

»Nein.« Es gelang mir zu sprechen, aber ich klang heiser. »Ihr Verlust tut mir leid, aber ich brauche Antworten.«

»Sie brauchen gar nichts!«, fuhr sie mich an.

»Sarai«, mischte sich Jack ein. Die Frau drehte sich ohne ein weiteres Wort herum und ging mit unglaublich federnder Anmut über den schmalen Pfad der Bücherschlucht. Sie sah sich nicht um.

Ich wollte ihr nachjagen, und das hätte ich auch getan, wenn sich der Griff von Jacks Hand nicht verstärkt hätte. »Lassen Sie sie.«

Ich unterdrückte eine harsche Erwiderung. »Sie sind ein seltsames Paar.



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