Gebrauchsanweisung für Prag und Tschechien by Becker Martin

Gebrauchsanweisung für Prag und Tschechien by Becker Martin

Autor:Becker, Martin [Becker, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Reise
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2016-03-16T16:00:00+00:00


Schwestern wie Tag und Nacht: Die Prager Metro und die Prager Straßenbahn

Oben oder unten? Als ich noch jünger war, habe ich meine Bekannten mit dieser einen Frage genervt. In manchen Dingen gab es einfach keine Kompromisse, und diese eine Entscheidung gehörte für mich dazu. Tag oder Nacht? Hell oder dunkel? Kurz, wie hältst du es mit den Prager Verkehrsbetrieben? Schenkst du dein Herz der Metro, die zwar nur über drei Linien verfügt und sich verhältnismäßig früh in der Nacht rarmacht, dafür aber mit besonderen Extras wie imposanten Stationen tief unter der Erde und mindestens so imposanten und steilen Rolltreppen aufwartet? Oder steigst du lieber in die nächste Straßenbahn, sparst dir die unterirdische Fahrerei und freust dich, der tschechischen Hauptstadt während der gesamten Fahrt ins wache und aufgeräumte, müde und schmutzige Gesicht schauen zu können?

Ich selbst entdeckte in meinen Reisenotizen kürzlich den Hinweis, dass ich vor einigen Jahren meine Entscheidung nach langem Abwägen zugunsten der Metro gefällt hatte, aber warum und weshalb, das konnte ich meinen wenigen Sätzen nicht mehr entnehmen. Und ich würde es auch heute nicht mehr so dramatisch sehen, das ist wahrscheinlich die Weisheit des gemeinsamen Alterns mit Prag: Beide Wege sind reizvoll. Auf höchst unterschiedliche Art. Während ich in allen übrigen Metropolen, in denen ich mehr Zeit verbracht habe, oft und gern Taxi fahre, ist es auch nach den vielen Malen in Prag immer noch eine Freude, wenn Metro oder Straßenbahn ihre Türen schließen und mich durch die Stadt tragen. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass das Taxifahren in Prag nach wie vor viele Fallstricke zu bieten hat (man sollte immer noch aufpassen, nicht übers Ohr gehauen zu werden), es lohnt sich eigentlich immer, sich in der tschechischen Hauptstadt auf Trams oder U-Bahnen zu verlassen – zumal es im ständig kollabierenden Prager Stadtverkehr ohnehin die schnellere und günstigere Variante ist, um von nach A nach B zu kommen.

Womit aber anfangen, mit der Straßenbahn oder mit der Metro? Lassen wir an dieser Stelle der eindeutig älteren Schwester den Vortritt, die vermutlich für die ersten Schritte in Prag auch das geeignetere Transportmittel ist – weil man einfach mehr von der Stadt sieht: Die Geschichte der elektrischen Straßenbahnen in Prag begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: 1875 fuhren die ersten Pferdebahnen durch die Stadt. Rund zwanzig Jahre später sorgte František Křižík, ein Techniker und Erfinder, nach dem heute unter anderem eine Straße und die Metrostation Křižíkova benannt sind, für die erste längere elektrisch betriebene Straßenbahnstrecke, welche die Stadtteile Karlín und Vysočany auf einer Länge von acht Kilometern miteinander verband.

Heute ist das Netz der Prager Straßenbahn sehr dicht und verbindet das Zentrum mit verhältnismäßig vielen Stadtteilen; nicht selten ist die gesamte Strecke einer Linie über zwanzig Kilometer lang. Nach wie vor fest verankert im Stadtbild sind die Tatra-Bahnen, die man nicht nur an ihrer charakteristischen Lackierung in weißer und roter Farbe erkennt, sondern auch an ihren akustischen Eigenschaften. Das Quietschen, wenn eine Tatra um die Kurve biegt, die Geräusche beim Anfahren und Abfahren von der Haltestelle sind eindeutig.



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