Gebieterin der Finsternis by Joy Nash

Gebieterin der Finsternis by Joy Nash

Autor:Joy Nash
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2009-08-14T16:00:00+00:00


Kapitel 13

Nach Stunden, wie es ihr vorkam, hielt Malachis Fahrstuhl zur Hölle mit einem Aufprall an, bei dem Artemis’ Kopf gegen die Kabinenwand schlug. Der Knall hallte vibrierend in ihrem Schädel nach und verhinderte jedweden klaren Gedanken.

Dann war alles vorbei.

Für einen kurzen Moment dachte Artemis, sie wäre tot. Aber nein. Denn wäre sie tot, würden die Kopfschmerzen sie nicht umbringen. Oder vielleicht doch; das wusste sie nicht so genau. Ach was, wäre sie tot, würde sie wohl kaum Macs Arm fühlen, der sie fest umschlang, oder sein Herz, das ebenso heftig pochte wie ihr eigenes.

Er war ihr gefolgt. Nach all den Lügen, die sie ihm aufgetischt hatte, nach dem, was sie ihm angetan hatte, stürmte Mac ihr in Malachis Totenreich hinterher, um sie zu retten. Obwohl sie sich wirklich bemühte, es zu verstehen, blieb sein Verhalten unfassbar für sie.

Also vergrub sie das Gesicht an seiner Brust und klammerte sich an ihn. Er roch erdig, verschwitzt. Lebendig. Sein Körper war warm, hart und tröstlicher, als Artemis verdiente.

Vor allem aber hatte er Todesmagie gewirkt, und sie fragte sich, was das zu bedeuten hatte.

Er massierte ihr sanft den Nacken, um die Spannung zu lösen, die seit Malachis Berührung da war. Als Mac leise lachte, spürte sie seinen Atemhauch an ihrer Schläfe.

»Wer hätte gedacht, dass man mit einem Fahrstuhl in die Hölle kommt?«, sagte sie.

»Na ja, immerhin heißt es doch ›fahr zur Hölle‹, nicht wahr?«

Unweigerlich musste sie lachen. »Leider ist es kein Witz, Mac. Denn genau da landen wir, sofern wir nicht bereits angekommen sind.«

Er räusperte sich, antwortete aber nicht gleich. Es war zu dunkel, um die Ungläubigkeit zu erkennen, von der sie sicher war, dass sie in seinem Blick lag. Gleichzeitig konnte sie fast hören, wie es in seinem Kopf arbeitete, während er den einzig logischen Schluss zu ziehen versuchte.

»Dir ist klar, dass das unmöglich ist«, sagte er schließlich. »Ich meine, in ein Totenreich zu kommen und wieder raus ist eine Sache. Das machen lebende Kreaturen andauernd. Aber in die Hölle – die echte Hölle? Nein, da kann keiner hin, der nicht schon tot ist.«

Eigentlich wollte sie in seinem Arm bleiben, entwand sich ihm jedoch. Schwäche zu zeigen war ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte. Genauso wenig durfte sie sich vor dem drücken, was zu tun war. Falls es denn noch getan werden konnte.

Es war durchaus möglich, dass Mac alles ruiniert hatte.

Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Nein! Sie wollte nicht glauben, dass sie so weit gekommen war und nun doch scheiterte.

»Es ist nicht unmöglich für Lebende, in die Hölle zu gelangen«, sagte sie ruhig. »Es ist lediglich … sehr, sehr schwierig.«

Sie richtete sich auf und hörte, dass Mac es ihr gleichtat. Könnte sie ihn wenigstens schemenhaft erkennen! Aber es war stockfinster, viel zu dunkel, als dass sie auch nur die Umrisse ihrer eigenen Hand vor Augen sah. Blind tastete sie die enge Kabine ab, bis sie den Knopf fand und drückte. Nichts. Weiter rechts war der vertikale Spalt zwischen den Türhälften, und sie versuchte, ihn auseinanderzudrücken. Das Einzige, was sie damit erreichte, war, sich einen Fingernagel abzubrechen.



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