Friesische Rache by Wolf S. Dietrich

Friesische Rache by Wolf S. Dietrich

Autor:Wolf S. Dietrich [Dietrich, Wolf S.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-8387-5939-5
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2015-02-16T16:00:00+00:00


Sie war in einen Albtraum geraten. Erst Dunkelheit und Kälte, Hunger und Todesangst in einem düsteren Gemäuer, wo sie von einem sadistischen Ungeheuer von Mann gequält und grausam verletzt worden war, jetzt eingesperrt in eine Wohnung, an ein Bett gefesselt und einer Frau und ihren Söhnen ausgesetzt, deren kranke Hirne offenbar kein Mitgefühl kannten. Dagegen erschienen die verquasten Moralvorstellungen ihres Vaters und die Brutalität ihres früheren Verlobten Frerich als geradezu harmlose Verirrungen. Wie war es möglich, dass eine Frau einen Sohn mit derart grausamen Neigungen aufziehen konnte? Konnten Tjark und Enno wirklich Brüder sein? Was für einen Vater mochten sie haben?

Annies Gedanken drehten sich im Kreis. Wenn sie nicht über die Familie Krabbenhöft rätselte, galt ihr Denken und Hoffen Flucht und Rettung. Marijke und Joost würden sich Gedanken machen, auf die Insel kommen und nach ihr suchen. Oder sie würden Cahyo schicken. Er war klug und umsichtig, schnell und geschickt. Bestimmt würde er herausfinden, wo man sie versteckt hielt. Und sie befreien. Wütend zerrte sie an ihren Fesseln. Wie unzählige Male zuvor. Aber ohne Hilfe von außen würde sie nicht freikommen. Aber sie musste fliehen. Die Bemerkung dieser Frau konnte schließlich nur eines bedeuten: Man würde sie in die Nordsee werfen.

Inzwischen war sie zu Kräften gekommen, aber ihre Versuche, sich zu befreien, waren erfolglos geblieben. Die aus Mullbinden gedrehten Stricke waren durch metallene Handschellen und eine Kette ersetzt worden, die ihr gerade so viel Bewegungsfreiheit gaben, dass sie den Nachttopf benutzen konnte, den sie ihr ans Bett gestellt hatten. Wenn sie sich zusammenkrümmte, konnte sie mit den Fingerspitzen auch ihr Gesicht erreichen. Voller Entsetzen und Verzweiflung hatte sie die empfindlichen Wundränder und die Heftpflaster ertastet, deren Funktion ihr aber nicht klar geworden war, weil sie nicht die Wunden bedeckten. Was hätte sie für einen Spiegel gegeben! Die Krabbenhöft hatte ihr den Blick in ihren kleinen Kosmetikspiegel nur den Bruchteil einer Sekunde gegönnt. Sie war versucht gewesen, für einen gründlichen Blick in ihr eigenes Gesicht auf Ennos Angebot einzugehen. Fünftausend Mark für ihr Schweigen über das Erlebte. Und ein beliebig langer kostenloser Aufenthalt im Hotel. Sie hatte sich gesagt, dass ein dauerhaftes Geschäft wesentlich mehr bringen würde. Aber sie war nicht in der Lage, mit diesen Schweinen zu verhandeln. Die Frau war nur noch einmal gekommen und hatte einen kurzen Blick auf ihr Gesicht geworfen. Wenn einer ihrer Söhne auftauchte, wurde Annie von einer Welle aus Wut und Ekel, Hass und Widerwillen überrollt, sodass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Oder gar überlegte Sätze formulieren. Alles in ihr drängte nach Rache und Strafe, nach Verletzung und Tod. Sollte sie jemals freikommen, würde sie diese Menschen verfolgen, zur Not bis ans Ende der Welt, und alles daransetzen, sie zu vernichten. Selbst wenn es Jahrzehnte dauern sollte. Nur darin würde künftig der Sinn ihres Lebens bestehen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.