Finale by Unbekannter Autor
Autor:Unbekannter Autor
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: scan by lumpi, 2003; Kein Verkauf!
veröffentlicht: 2015-07-29T16:00:00+00:00
Ende Juli standen fünfzig Galeeren der kaiserlichen Werften und noch einmal soviel genuesische und pisanische Takelage bereit.
Fedri brach mit uns von Melfi auf, um die Einschiffung des Kreuzfahrerheers zu leiten. Jolanta kam mit.
Als uns die waldigen Hügel den Blick auf die Ebene freigaben, glaubten wir unseren Augen nicht zu trauen. Es waren weder Felder noch Wiesen mehr zu sehen. Zeltstädte, offene Lager, Strohhütten und Baracken erstreckten sich bis an das Ufer des Meeres.
Mein Sultan, das schwarze Kreuz am weißen Mantel, verhielt sein Pferd und sah sich nach seinen Räten um. „Gott schütze uns“, sagte er halblaut, und zwischen seinen Augen erschien eine Falte, „wie sollen wir diese Leute alle zu Schiff bringen, bevor die Vorräte aufgezehrt sind? Es müssen Tausende mehr sein als erwartet. Die Leiter des Nachschubs, Proviantmeister, die Konnetabels nachher sogleich zu mir in das Zelt! Wo ist Lodovico von Thüringen? - Herr Vetter, ich ernenne dich zu meinem Stellvertreter. Nein, bedanke dich nicht, du wirst sehen, das ist ein entsetzliches Amt. Wann ist die Kanzlei funktionsfähig, Pietro, Roffredo? In einer halben Stunde? Sehr gut, ihr seid schnell. Und daß ich’s nicht vergesse, auch die Schiffskapitäne brauche ich. Und vor allem die Ärzte.“
Dicht neben dem großen Prunkzelt des Imperators, dem allgemeinen Versammlungsraum, und Pieros nicht viel weniger prachtvoller Kanzlei etablierte man auch das kleine purpurgeschmückte Zelt Jolantas. Manchmal hob jemand aus Versehen den Vorhang auf und sah sie darin sitzen wie verloren, die Hände im Schoß oder betend. Der Blick, mit dem sie solche Eindringlinge musterte, war seltsam leer, und man beeilte sich, mit einer gemurmelten Entschuldigung wieder zu verschwinden.
Über der Ebene brütete die Augusthitze wie der Atem eines Drachens. Der Imperator leitete selbst die Einschiffung der ersten Truppenkontingente - das waren jene, die noch ankommen sollten und dann auf uns in Akkon warteten. Die Kanzlei entfaltete zum erstenmal ihren geschmeidigen Verwaltungsstil und bewältigte das schier Unmögliche, diese wild zusammengewürfelte Menschenmasse zu nähren und zu disziplinieren. Es sah so aus, als würde alles gut gehen.
Am dritten Tag wurde das Wasser knapp. Fedri ließ alle verfügbaren Weinvorräte der Bauern ringsum requirieren. Es war nicht immer nur leichter Landwein. Die Herren Kreuzfahrer schwankten grölend durch die Zeltstädte, plünderten in den umliegenden Dörfern „im Namen Christi“, steckten einen Heuschober in Brand.
Am fünften Tag hielt Pietro delle Vigne als Stellvertreter des Herrn Gerichtstag und verurteilte Plünderer und Brandstifter nach dem Strafrecht des Königreichs Sizilien, ungeachtet sie nicht Untertanen des Rex Sicaniae waren.
Am siebenten Tag brach dIe Seuche aus. Die Ärzte isolierten die Kranken von den Gesunden. Große Feuer, mit scharfwürzigen Kräutern genährt, loderten um die Zelte der Abgesonderten. Aber es war bereits zu spät. Zu viele, denen man es nicht ansah, trugen den Keim der Krankheit in sich. Bei der morgendlichen Stabsberatung wurde Ludwig von Thüringen, während der Medico capital die Zahlen der Krankheits- und Todesfälle vortrug, von einem seltsamen Husten befallen. Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. Der Kaiser unterbrach sofort die Sitzung. Sein erster Befehl galt Jolanta. „Man lasse die kaiserliche Gemahlin unverzüglich nach Otranto bringen.“ Dann erst befaßte er sich mit den Sachen des Kreuzzugs.
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