Feuerprobe der Liebe by Claire Thornton

Feuerprobe der Liebe by Claire Thornton

Autor:Claire Thornton
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Romance
Herausgeber: Cora Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2010-11-29T23:00:00+00:00


10. KAPITEL

Desirée hob ein Stück Brokat auf und fragte sich für einen Augenblick, wo das brüchige, geschwärzte Stück Stoff wohl herkommen mochte. Hatte es einst vor dem Bett einer Dame gehangen, oder hatte es zum Lieblingsmantel eines Gentlemans gehört? Wie unerwartet und gründlich hatte das Feuer doch das Leben aller unterbrochen. Sie steckte den verbrannten Stofffetzen in den Beutel und ging weiter zum nächsten Stück Unrat.

Lange schon war die Nacht hereingebrochen, und das Dach wurde erhellt vom Mondlicht und einigen Fackeln. Im Osten stiegen noch immer schwefelgelbe Flammen in den Himmel über London auf. Der Geruch nach Verbranntem erfüllte die Luft, selbst wenn kein Rauch mehr über das Dach wehte. Vielleicht würde die Zerstörung erst dann enden, wenn das Feuer keine Nahrung mehr fand. Bei dieser Vorstellung erschauerte Desirée. Sie bückte sich, um ein Stück Papier aufzuheben, das seltsamerweise nicht im Geringsten verbrannt schien, und schob auch das in ihren Beutel.

Ihr Refugium auf dem Dach war nach dem Ansturm des Feuers fast nicht mehr wieder zu erkennen. Über allem lag Asche, deren Gewicht die vertrauten Pflanzen in fremde, seltsame Formen zwang, so dass sie in dem flackernden Fackelschein so unwirklich wie Geister schienen. Desirée beugte sich nieder, um die Asche vom Blatt einer ihrer Lieblingspflanzen zu wischen. Eine Wolke aus feinem Staub wehte ihr ins Gesicht, und sie zuckte zurück, um nichts davon einzuatmen. Sie konnte die Zerstörung nicht nur riechen und sehen, sondern jetzt sogar schmecken.

Den Garten wiederherzustellen würde eine große Aufgabe sein. Nur war sie nicht zu dieser späten Stunde – es war beinahe Mitternacht – aufs Dach gegangen, um den Garten instand zu setzen, sondern weil dies der Ort war, an den sie immer kam, wenn sie ihren Seelenfrieden suchte.

Ein paar Schritte von ihr entfernt saß Jakob auf einer Steinbank. Um ihrer Sicherheit willen hatte er darauf bestanden, sie zu begleiten. Desirée hatte nicht widersprochen. Obwohl der Garten weiterhin ihr Heim war, ging sie inzwischen nicht mehr davon aus, dass die hohe Brüstung sie vor Eindringlingen beschützte.

Nachdem sie Benjamin alles erklärt und eine Notiz für ihren Haushalt geschrieben hatte, in der sie Kilverdales Anwesenheit autorisierte, war sie nach Godwin House zurückgekehrt. Benjamin, Jakob und einige von Lord Halross’ Dienstboten begleiteten sie. Nach Kingston zu gehen, um Arscott zu stellen, hatte keinen Sinn, weil er dort nicht war. Dagegen rechnete Desirée beinahe damit, ihn in dem Haus in London zu finden. Bis zu ihrem Eintreffen hier war sie immer mehr aufgewühlter geworden, so sehr fürchtete sie eine schreckliche Begegnung mit Arscott. Doch es fand sich keine Spur von dem Verwalter. Seit der Flucht vor dem Brand war er nicht zurückgekehrt.

Ihre erste Reaktion auf Arscotts Abwesenheit war Erleichterung, denn sie fürchtete den Augenblick, in dem sie ihn zur Rede stellen musste. Aber gleichzeitig war sie auch aufgeregt und verängstigt. Wo war er? Wann würde man ihn finden? Die Unsicherheit ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Sie neigte dazu, Jakobs Beschuldigungen zu glauben, aber sie wollte selbst mit Arscott reden, wollte seine Verteidigung oder sein Geständnis hören. Und dann –



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