Falsche Haut by Sachs Leon

Falsche Haut by Sachs Leon

Autor:Sachs, Leon [Sachs, Leon]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman-Thriller
ISBN: 9783954517732
Herausgeber: Emons, H. J. Verlag
veröffentlicht: 2016-03-17T00:00:00+00:00


16

Dienstag, 10. Juni 2014, Marseille, Frankreich

Ariel und Yaron Clement waren Winzer wie aus dem Lehrbuch. Beide waren um die fünfzig, hatten von der vielen Arbeit in den Weinbergen aber die sonnengegerbte Haut zweier deutlich älterer Männer. Sie sahen sich ähnlich mit ihren dunklen, an einigen Stellen ergrauten Haaren, dicken Knollennasen, die einen gewissen Alkoholkonsum nicht verleugnen konnten, und markanten Augenbogen, auf denen buschige Brauen wucherten.

Bernard schickte Commandante Frey und Capitaine Nivello, die sich bis dahin mit den Brüdern unterhalten hatten, wieder an die Arbeit. Er würde das Gespräch allein weiterführen. Alex registrierte einen irritierten Blick der Polizistin und einen verärgerten Gesichtsausdruck ihres männlichen Kollegen. Sie waren es vermutlich nicht gewohnt, bei einer solchen Besprechung außen vor zu bleiben.

Bernard stellte alle einander vor. Er erklärte, dass Régis Villeneuve und Serge Clement alte Freunde gewesen seien und warum sie nun alle hier waren. Dann setzten sie sich an einen Konferenztisch.

»Es geht um eine Organisation, die sich die Wächter nennt«, kam der Untersuchungsrichter direkt zum Punkt. »Es gibt Hinweise darauf, dass sie in den Mord an Ihrem Vater verwickelt sind.«

Die Brüder schienen nicht überrascht.

»Als wir hörten, was mit ihm passiert ist, war das unser erster Gedanke«, sagte Ariel Clement.

»Wir haben immer befürchtet, dass er es mit seinen Recherchen zu weit treiben würde«, pflichtete Yaron Clement bei.

»Das heißt, Messieurs, Sie sind sich sicher, dass die Wächter existieren?«, wollte Alex wissen.

»Nennen Sie uns Ariel und Yaron! Wir werden nur noch selten mit unserem Nachnamen angesprochen«, sagte Yaron. »Aber um Ihre Frage zu beantworten: Ja, sicher!«

Bernard fuhr sich mit einer Hand durch sein graues Haar. »Was können Sie uns über Ihren Vater und die Wächter sagen? Kannte Ihr Vater die Mitglieder?«

»Er kannte einige von ihnen«, antwortete Yaron. »Aber er hat uns nie verraten, wie sie heißen. Er sagte, wenn er uns ihre Namen nennen würde, wären wir in großer Gefahr.«

»Wir haben diese Warnung nie wirklich ernst genommen. Bis heute«, ergänzte Ariel.

»Professor Kauffmann und Madame Villeneuve haben Grund zu der Annahme, dass auch sie ins Visier der Wächter geraten sind«, sagte Bernard.

»Dann haben Sie einen ziemlich mächtigen Feind«, antwortete Ariel. »Wir wissen bei Weitem nicht so viel über die Wächter wie unser Vater. Aber als Winzer bekommt man ja einiges mit.«

»Warum gerade als Winzer?«, wollte Alex wissen.

»Weil die Gründer der Wächter Winzer waren. Oder solche, die mit dem Weinhandel ihr Geld verdient haben.«

»Sie meinen, die, die später als Kollaborateure gebrandmarkt wurden, waren Winzer?«

»So ist es. Sie müssen verstehen, was die Besetzung unseres Landes für die Winzer bedeutet hat. Châteaus wurden geplündert, Besitzer von ihren Gütern vertrieben, Weinberge dem Erdboden gleichgemacht. Die Nazis haben in den ersten Wochen nach der Besetzung mehrere Millionen Flaschen Wein und Champagner beschlagnahmt und ins Deutsche Reich gekarrt.«

»Für das Militär?«, fragte Natalie.

»Mitnichten«, schaltete sich Yaron ein. »Um den Krieg zu finanzieren. Hitler hat die Weine weiterverkaufen lassen. Natürlich nicht alles. Aber den Großteil. Dann hat er gemerkt, dass Plünderungen nicht das richtige Mittel waren. Denn so wurde ja nicht weiter produziert. Deswegen hat er die Beutezüge verboten und Leute in den Regionen eingesetzt. Die haben dann für einen organisierten Ankauf der Weine durch das Deutsche Reich gesorgt.



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