Ewigkeit by Reynolds Alastair

Ewigkeit by Reynolds Alastair

Autor:Reynolds, Alastair [Reynolds, Alastair]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-01-23T12:54:16+00:00


Von Cardinal Lemoine fuhr Floyd über die Boulevards Saint-Germain und Saint-Michel, bis er das Geflecht des Straßennetzes rund um Montparnasse erreicht hatte. Die wenigen Löcher aus klarem Himmel, die sich vor einer Weile gezeigt hatten, waren wieder geschrumpft, als hätten sie beschlossen, dass sich die Mühe einfach nicht lohnte. Der Regen hatte aufgehört, aber die gesamte Stadt kauerte unter einer aufgeblähten Masse aus bedrohlichen Wolken, die brodelnd und wirbelnd über den Köpfen der Menschen hing.

»Sie sollten versuchen, die Angelegenheit einmal aus meiner Perspektive zu betrachten«, sagte Floyd und musterte seine Mitfahrerin im Rückspiegel. Er schien seine Aufgabe als Chauffeur sehr ernst zu nehmen und hatte darauf bestanden, dass sie hinten einstieg, wo mehr Platz war. »Ich wurde beauftragt, einen Fall zu lösen. Für mich spielt es keine Rolle, dass der Mann, der mich engagiert hat, inzwischen tot ist. Ich fühle mich verpflichtet, alle offenen Fragen zu klären, bis der Fall geschlossen werden kann. Und zwar erst recht, seit mein Partner unter Mordverdacht steht.«

»Aber ich habe Ihnen doch schon gesagt …«, begann sie.

»Sie haben mir schon eine ganze Menge Lügen erzählt, deren einziger Zweck darin bestand, mich zu bewegen, Ihnen die Dose auszuhändigen«, sagte Floyd. »Vielleicht sollten wir ganz am Anfang anfangen.«

»An Ihrer Stelle würde ich lieber auf die Straße achten.«

Er ging nicht auf ihre Bemerkung ein. »Zum Beispiel diese Sache mit Ihnen und Ihrer Schwester aus Dakota.«

»Was ist damit?«

»Damit konnten Sie vielleicht Blanchard hinters Licht führen, aber mit Ihrem Akzent kann ich überhaupt nichts anfangen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Sie wirklich Amerikanerin sind.«

»Anscheinend kennen Sie sich nicht allzu gut in Ihrem eigenen Land aus.« Auger rutschte auf dem Rücksitz herum und suchte eine weniger feuchte Stelle ihres Mantels. »Sie haben selbst zugegeben, dass Sie schon seit zwanzig Jahren in Paris leben. Das ist genug Zeit, um den Anschluss zu verlieren.«

»Wenn Sie aus Dakota kommen, bin ich wirklich nicht mehr auf dem Laufenden.«

»Das kann ich Ihnen nicht zum Vorwurf machen. Tanglewood ist eine sehr kleine Gemeinde, in der wir auf unsere eigene Art leben. Sind Sie jemals Mennoniten oder Amischen oder Pennsylvaniadeutschen begegnet?«

Floyd steuerte den Wagen auf den Boulevard Edgar Quinet und fuhr am riesigen Friedhof von Montparnasse vorbei. »In letzter Zeit nicht«, sagte er.

»Na also«, sagte Auger, als wäre die Frage damit hinreichend beantwortet.

Das Spiel des durch die Wolken gefilterten Lichts erhellte eine Gruppe von Trauergästen, die abwechselnd Blumen in ein offenes Grab warfen. Ihre Regenschirme schienen ein einziges schwarzes Dach zu bilden, als hätten sie ihre eigene Gewitterwolke auf den Friedhof mitgenommen.

»Also was?«

»Wenn Sie mit solchen Leuten reden, werden Sie feststellen, dass Ihnen ihre Akzente und Angewohnheiten genauso ungewöhnlich wie meine vorkommen. Kleine Gemeinschaften pflegen ihre eigene Lebensweise.«

»Tanglewood muss in der Tat sehr klein sein. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich es nicht im Ortsverzeichnis der USA gefunden habe?«

»Daran erinnere ich mich nicht.«

»Auf jeden Fall«, sagte Floyd, »kann ich mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was ein Mädchen aus einer winzigen Stadt in Dakota in einem Tunnel der Pariser Métro verloren hat. Oder ihre Schwester.« Er blickte sie wieder im Rückspiegel an.



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