Entführung am Heiligabend by Jana Feuerbach

Entführung am Heiligabend by Jana Feuerbach

Autor:Jana Feuerbach
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: at Bookshouse Ltd.
veröffentlicht: 2015-04-21T16:00:00+00:00


Kapitel 5

Yves fuhr den Riss in dem kleinen, an die Wand geschraubten Metallwaschbecken nach. Es rostete. Hier rostete alles. Wie konnte man so leben? Warum war Lisa nicht bereit, sich in Deutschland eine Stelle an der Uni zu suchen und sich mit ihm ein gemütliches kleines Haus zu kaufen, mit einem Garten, in den man eine Schaukel für den künftigen Nachwuchs bauen konnte?

Er wusch sich die Hände mit lauwarmem Wasser und seifte sie ein. Mama würde ihm im kommenden Jahr einiges darüber erzählen, dass er das Weihnachtsessen mit der Familie abgesagt hatte. Wie konnte er sich so egoistisch verhalten, bla, ihre Gefühle kümmerten ihn wohl gar nicht, bla, bla, und so weiter und so fort … Fast konnte er Lisa verstehen, die sich vor dieser Art von Familienstress nach Peru verkrümelt hatte. Immerhin roch die Luft hier nach fruchtbarer Erde und Leben und nicht nach altem Asphalt, Abgasen und Schmutz.

Die winzige Schachtel mit dem Ring befand sich in der Hosentasche, er überprüfte es. Hoffentlich würde sie Ja sagen. Sie musste einfach! Das mit ihnen war zu groß und schön, um es einfach aufzugeben. Immerhin war er extra für sie den weiten Weg nach Südamerika geflogen. Das musste etwas bedeuten.

Er schüttelte den Kopf und ärgerte sich, dass über dem Waschbecken kein Spiegel hing, in dem er den Sitz seiner Maske überprüfen konnte. Wenn er jetzt noch könnte, würde er alles rückgängig machen. Auf dem Weg zu Lisas Hütte würde er lächeln, die Arme ausbreiten und ihr von seinem Flug erzählen. Was um alles in der Welt hatte ihn dazu gebracht, sie mit einer Maske und vorgehaltener Waffe in Josés Ferienhaus zu entführen? Musste er jeden bescheuerten Einfall in die Tat umsetzen, nur weil Lisa einmal zu oft geschrieben hatte, dass seine Fantasien im Vergleich zu ihren zu langweilig wären? Dabei hatte er den böseren Teil seiner heimlichen Wünsche bloß nie zugegeben. Er liebte Lisa schließlich und hatte Respekt vor ihr. Nur, dass sie manchmal genauso verdrehte Ideen hatte wie er und ihn diese Idee inzwischen seit mehr als einem Jahr verfolgt hatte.

Er sah erneut die Wut und die Angst in ihren Augen, als sie um ihre Freiheit gekämpft hatte und wild um sich schlug. Als sie sich gegen die Gefangennahme aufbäumte, erinnerten ihre Augen ihn an die einer stolzen Leopardin, die zu edel war, um in Gefangenschaft gehalten zu werden. Hinreißend. Er hatte sich beherrschen müssen, um sie nicht an sich zu ziehen und sie mit all der Liebe zu küssen, die in ihm schlummerte.

Der Gedanke, dass sie ihn verlassen würde, war unerträglich. In den vergangenen Monaten waren ihre Mails kürzer geworden und ihre Telefonate seltener. Sie hatte weniger von einer gemeinsamen Zukunft und mehr von ihrer künftigen Arbeit für ihr Naturschutzgebiet geredet.

Was ist mit mir?, hatte er mehr als einmal ausrufen wollen. Zähle ich gar nicht? Träumst du nicht wenigstens manchmal auf diese ganz verrückte Weise davon, dass wir uns bald wiedersehen, dass ein Wunder passiert und unsere Leben sich miteinander verbinden? Heute ist Heiligabend. Das Fest der Liebe. Wann,



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