Eiszeit by Matthias P. Gibert

Eiszeit by Matthias P. Gibert

Autor:Matthias P. Gibert [Gibert, Matthias P.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalroman
ISBN: 978-3-8392-3372-6
Herausgeber: Gmeiner Verlag


23

Die Morgensonne stach Veronika Lappert ins Gesicht, als sie den Taxifahrer bezahlte. Sie öffnete die Tür, ging um den Wagen und half ihrem Mann beim Aussteigen. Er hakte sich bei ihr unter und setzte sich unsicher in Bewegung. Seinen Kopf hatte sie mit ein paar Mullbinden umwickelt, sonst wäre er nicht aus dem Haus gegangen. Ihren Vorschlag, den Rettungswagen zu rufen und sich bringen zu lassen, hatte er kategorisch abgelehnt. Und er hatte darauf bestanden, die Welt über die wahre Herkunft seiner Verletzungen zu belügen.

»Denk bitte daran, was wir besprochen haben, Veronika«, flüsterte er, als ihnen die automatische Doppeltür am Eingang der Notfallambulanz entgegenschwang. »Denk an uns, unsere Kinder und unser Enkelkind.«

Sie blieb stehen, sah ihn mit funkelnden Augen an und ging, ohne zu antworten, weiter. Die beiden folgten den Hinweisschildern zur chirurgischen Notfallambulanz. Dort klopfte Veronika Lappert an eine Tür. Es dauerte einen Moment, bis geöffnet wurde, dann tauchte eine gähnende Krankenschwester auf.

»Ja, bitte?«

»Mein Mann ist im Gesicht verletzt. Könnte bitte ein Arzt nach ihm sehen?«

»Waren sie schon am Annahmeschalter?«

»Nein. Meinem Mann geht es sehr schlecht. Könnten Sie vielleicht zuerst einem Arzt Bescheid sagen, den Rest können wir doch sicher später auch noch erledigen.«

Die Schwester betrachtete Lappert und seinen Verband.

»Was ist denn passiert? Ist es eine Verbrennung?«

Lappert schüttelte vorsichtig den Kopf.

»Nein, keine Verbrennung«, erklärte seine Frau. »Es ist …, wir sind …« Sie stockte.

»So einfach geht das leider nicht«, wurde sie von der Frau in Weiß belehrt. »Wenn es sich nicht um einen ganz akuten Notfall handelt, müssen Sie zuerst …«

Weiter kam sie nicht, weil in diesem Moment ein Arzt neben ihr auftauchte. »Lass gut sein, Petra, ich kümmere mich kurz darum.« Dann wandte er sich an Lappert, drückte ihm die Hand und bat ihn ins Behandlungszimmer.

»Doktor Rainer, guten Tag. Setzen Sie sich doch bitte. Was ist denn passiert?«

»Wenn Sie den Verband abnehmen würden, Herr Doktor, dann sehen Sie schon«, versuchte Veronika Lappert eine Erklärung. Der Mediziner bat ihren Mann, auf der Liege Platz zu nehmen, öffnete die erste Binde und wurde blass. Mit fliegenden Fingern legte er Lapperts Kopf frei, sah von ihm zu seiner Frau und wieder zurück.

»Was ist denn mit Ihnen passiert? Das ist doch … Nein, das kann unmöglich sein.«

»Doch, genau das ist es. Wir sind heute Nacht überfallen worden. Das, was Sie hier sehen, haben mir zwei Männer angetan, die mich und meine Frau überfallen und ausgeraubt haben.«

Der Arzt schaute ungläubig zu Veronika Lappert. »Warum haben die das gemacht? Das ist doch un…« Er beendete den Satz nicht.

»Ich muss einen Dermatologen hinzuziehen. Bitte legen Sie sich hin, ich bin in ein paar Minuten zurück. Petra, du versuchst, das getrocknete Blut runterzukriegen, aber sei bitte ganz vorsichtig«, trug er der Krankenschwester auf. »Am besten nimmst du Kamillenlösung, auf keinen Fall Alkohol«, setzte er hinzu und war auch schon aus der Tür.



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