Eater: Roman (German Edition) by Gregory Benford

Eater: Roman (German Edition) by Gregory Benford

Autor:Gregory Benford [Benford, Gregory]
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-02-24T23:00:00+00:00


»Die Tragik Ihrer Situation ist mir natürlich bewusst«, begann Arno, »nur deshalb war ich bereit, mich mit der Angelegenheit eingehender zu befassen.«

Er saß wie üblich auf der Kante seines Schreibtischs. Nun schaltete er sein bewährtes Lächeln ein, herzlich und verständnisvoll, aber dabei unwiderstehlich. »Die Idee gefällt mir. Wie Sie bereits sagten, bekommen wir auf diese Weise eine ›digitale Präsenz‹ höherer Ordnung, als sie uns in den herkömmlichen Searcher-Drohnen zur Verfügung steht.«

Inzwischen war auch Benjamin eingetroffen, es war noch immer früh am Morgen. In den höhlenähnlichen Erweiterungsbauten des Zentrums gab es keine Fenster – aus Sicherheitsgründen –, sodass Channing rasch jedes Zeitgefühl verlor. Häufige Erinnerungslücken und Phasen schlichter Apathie verstärkten den Effekt. Bald bin ich so oder so der Zeit entrückt, ging es ihr durch den Sinn. Dann schreckte sie jählings hoch. Sie war schon wieder abgeschweift, und das mitten in Arnos Ansprache.

Er beschäftigte sich eingehend mit den technischen Details und leitete dann über zu den großen Themen. Wäre ihre Simulation an die Programmierung der Drohne gebunden? Nein, auch wenn die philosophische Frage, ob eine Simulation sich wie eine Person verhalte, auf ihrem primitiven Erkenntnisniveau nicht zu lösen sei. Und so weiter.

Sie sah an Benjamins grimmig vorgerecktem Kinn, wie sehr es in ihm kochte, weil sie sich über seinen Kopf hinweg an Kingsley gewandt hatte. Nun, sie würde ihn schon wieder versöhnen. Ein festlicher Abend, erlesenes Essen, Wein, schwarze Spitzenunterwäsche, das ganze Repertoire. Sie blinzelte. Auch das hatte sie hinter sich, damit war es ein für alle Mal vorbei, ihr Körper lohnte die Mühe nicht mehr. Und so, wie ihr alles unter den Händen zerrann, war es um ihren Verstand nicht viel besser bestellt.

Jetzt redete Kingsley, und Benjamin widersprach ihm. Sie nahm es wahr wie hinter einer Glasscheibe. Kingsley warf Benjamin vor, er habe ›nicht genügend Distanz‹. Dann kamen ein paar Militärs in Arnos Büro. Ihre ernsten Gesichter wurden ausdruckslos, als sie sahen, das sie – sie – anwesend war. Kingsleys Streit mit Benjamin war ins Persönliche abgeglitten, der Ton war verbittert, doch auch das prallte an ihr ab. Ein Dutzend Männer war jetzt im Raum, vereinzelte Gesprächsfetzen drangen an ihr Ohr.

»… technisch kaum machbar …«

»… die Forschungen auf diesem Gebiet befinden sich noch im Anfangsstadium …«

»… die U Agency möchte ihre Daten unter Verschluss halten …«

»… im Schnellverfahren lässt sich die Black Box innerhalb eines Tages in den Orbit bringen …«

Einer der Generäle von der Air Force, der schon im 3-D interviewt worden war, saß in ihrer Nähe. Nun sah er sie direkt an und sagte: »Immerhin befindet sich die ganze Welt im Kriegszustand – der erste interstellare Krieg.«

Sie raffte sich auf und zitierte ein berühmtes Bürokratenmotto: »Man kann Großes bewirken, so lange man damit keine Ehre einzulegen braucht.« Dann sank sie zurück und überließ es den Männern, daraus klug zu werden.

Sie sah sich selbst wie aus der Vogelperspektive. Ihren Ehrgeiz hatte sie abgestreift wie eine Fessel. Der Wunsch nach Ruhm oder Erfolg brannte nicht mehr in ihrer Seele; die Glut war erloschen. Vieles, wonach sie einst gestrebt hatte, erschien ihr jetzt sinnlos, ja verächtlich.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.