Drachenei by Forward R

Drachenei by Forward R

Autor:Forward, R
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-06-19T16:00:00+00:00


Der Treck

Zeit: 07:54:43 Mittlere Greenwich-Zeit, Montag, 20. Juni 2050

Die Aufmerksamkeit von Kommandantin Schnell-Töterin war auf den Horizont gerichtet. Jedes ihrer acht Wächteraugen meldete zurück, dass der flache Bogen eines nadelartigen Drachenzahns, gehalten von einem der Grenzwächter, immer noch zu sehen war. Während die Wächteraugen die Beobachtung automatisch fortsetzten, suchte Schnell-Töterin mit ihren anderen Augen das Lager ab, wo sich der Rest ihrer Soldaten ausruhte.

Die meisten aßen noch, aber einige hatten sich paarweise abgesondert und vergnügten sich jetzt drüben in einer Ecke des Lagers.

Neidisch sah sie zu ihnen hinüber. Sie war versucht, ihr Wächteramt ihrem Stellvertreter zu übertragen, ihren Lieblingspartner herbeizuholen und sich denen da drüben anzuschließen. Aber der letzte Kontakt mit den Barbaren war erst eine Umdrehung her, und sie mussten in voller Alarmbereitschaft bleiben.

Da ihr das körperliche Vergnügen versagt blieb, wandte sich Schnell-Töterin ihrer zweiten individuellen Methode zu, sich zu erholen: Sie versuchte herauszufinden, warum Dinge so funktionieren, wie sie funktionieren. Sie konzentrierte sich einen Augenblick, und dann schoben sich aus ihrem Körper mehrere Pseudopodien hervor. Unter der zähen, muskulösen Haut ließ sie Kristallknochen wachsen, damit sie Manipulatoren bilden konnte.

Die Knochen in den Manipulatoren waren klein, anders als diejenigen, mit denen sie in der Schlacht Schild und Schwert hielt. Die Wächteraugen immer noch auf den Horizont gerichtet, blickte Schnell-Töterin mit den übrigen auf die vier Extremitäten. Sie nahm an einer davon eine kleine Änderung vor. Nun fasste sie in eine Tragetasche ihres Körpers und zog ihre »Experimente« heraus.

Eines der Experimente war schon alt; sie war beim letzten Feldzug darauf gekommen. Bei der Verfolgung der Barbaren waren sie in ein fremdes Gebiet geraten, wo die Kruste nicht glatt, sondern vor Kurzem von einem Beben erschüttert worden war. Hier hatte die Kruste nicht ihre übliche fibröse Plastizität. Sie war beinahe so hart wie ein Drachenkristall. Das Beben hatte sie in viele flache Platten zerschmettert, deren Oberflächen das Licht des Glänzenden widerspiegelten. Schnell-Töterin mit ihrem stets wachen Verstand hatte mehrere Platten zusammengesucht und mit ihnen gespielt. Sie hatte sie erst auf die eine, dann auf die andere Seite gedreht und jedem ihrer Augen abwechselnd das Bild des Glänzenden zeigen lassen. Sie hatte eine Platte sogar ein gutes Stück über normale Augenhöhe gehoben (dazu hatte sie so gut wie alles von ihrer Knochen bildenden Substanz gebraucht) und sich tatsächlich ihre eigene Oberseite angesehen. Sie war ihr sehr merkwürdig vorgekommen mit der tiefroten Farbe, dem rötlich gelben Gehirnknoten nahe dem Mittelpunkt und dem kleineren Höcker daneben, der ein wachsendes Ei war.

Sie hatte die Platte hastig zurückgezogen und sich schnell vergewissert, dass niemand sie dabei beobachtet hatte, wie sie ihre eigene Oberseite ansah. Falls es nicht der Liebespartner war, der einen in Stimmung zu bringen versuchte, wurde von einer Oberseite niemals gesprochen und sie erst recht nicht angesehen.

Als Truppenkommandantin hatte sie eine ausgezeichnete Verwendung für die Spiegelplatten gefunden. Jetzt gehörte ein Spiegel zur Standard-Kampfausrüstung an der östlichen Front. Richtete man ihn so aus, dass er das Licht des Glänzenden in der geeigneten Richtung reflektierte, konnten damit Botschaften und Befehle über weite Entfernungen zu anderen Truppenteilen gesandt werden, ohne dass die Barbaren etwas davon merkten.



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