Die Zeit-Verschwoerung 2 Eroberer - Roman by Stephen Baxter

Die Zeit-Verschwoerung 2 Eroberer - Roman by Stephen Baxter

Autor:Stephen Baxter
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2012-04-24T16:00:00+00:00


IX

Arngrims Gruppe wohnte bei einer fröhlichen Engländerin mit gewaltigen Armen, die Gytha hieß. Sie war Witwe und verdiente sich ihren Lebensunterhalt mit dem Sammeln von Altmetall, das sie an Schmiede oder direkt an Händler wie Leofgar verkaufte. Hier sollten sie bleiben, während Leofgar seine Erkundigungen über Aebbe einholte.

Gythas Haus bestand nur aus einem einzigen Raum mit Türen in allen vier Wänden, umlaufenden Bänken und einer großen Herdstelle aus wiederverwendetem römischem Stein. Das Dach bildeten über die Lehmwände gelegte Balken und Bretter; obendrauf hatte man Stroh gehäuft, um die Wärme im Innern zu halten. Als Cynewulf auf der Rückseite hinausschaute, sah er eine offene Jauchegrube in unmittelbarer Nähe seines Schlafplatzes. Gytha hielt Gänse, und der Boden des Hauses war glitschig von ihrem Kot. Auch Schweine kamen hin und wieder hereingelaufen, dunkle, magere, langbeinige kleine Biester.

Eine schmale Treppe führte in einen Keller, in dem Gytha ihr »Altmetall« lagerte. Cynewulf erkannte aufgeschlitzte Kettenhemden, zerdrückte Helme und zerbrochene Schwerter, vieles davon mit braunem Blut bespritzt. Er bemühte sich, Gytha nicht wegen ihrer Leichenräuberei zu verurteilen. Nach achtzig Nordmänner-Jahren war England mit Gebeinen übersät, und es wäre falsch von ihm gewesen, eine allein stehende Frau dafür zu verdammen, dass sie von irgendetwas zu leben versuchte. Es war jedoch ein beunruhigender Gedanke, dass aus diesen blutigen Waffen und kaputten Rüstungsteilen wahrscheinlich neue Gerätschaften für weiteres Töten geschmiedet werden würden.

Cynewulf beobachtete Ibn Zuhr, der im Haus herumstöberte. »Ich habe dich vom Sauberkeitsbedürfnis sprechen hören. Wie fühlst du dich hier?«

»Die Sitten und Gebräuche dieses Landes – und eure – gehen mich nichts an.«

»Nur frei heraus mit der Sprache, Mann. Ich will es wissen.«

Ibn Zuhr musterte ihn. »Ihr beseitigt körperliche Ausscheidungen ohne jegliches Schamgefühl. Nach dem Essen oder dem Geschlechtsakt wascht ihr euch nicht. Ihr seid alle so schmutzig, dass ihr auch direkt neben einer Jauchegrube schlafen könnt, ohne dass es viel ausmacht.« Er lächelte. »Ansonsten ist euer Land eine wahre Freude.«

Als sie in dieser ersten Nacht alle in Haufen von Decken gehüllt um das verlöschende Feuer kauerten, stellte sich heraus, dass Leofgars Beziehung zu Gytha nicht rein geschäftlicher Natur war. Arngrim lachte im Dunkeln und ermutigte seinen Freund. »Nur nicht lockerlassen, Leofgar, dein Rohr pumpt bestimmt gleich los.«

Leofgars geräuschvolles Gehobel machte es Cynewulf unmöglich zu schlafen. Noch schlimmer war jedoch, dass die Geräusche und Gerüche ihrer irdischen Leidenschaft sich ihren Weg in Cynewulfs Kopf bahnten und er eine Erektion bekam, deren Härte ihm den Wesenskern aus der Seele zu saugen schien. Endlich griff er unter seine Decke und erleichterte sich mit ein paar energischen Bewegungen, während er zugleich mit leisen Gebeten um Vergebung bat. Es war eine Handlung, die ihm kein Vergnügen bereitete, sondern ihn nur mit Scham erfüllte, und am Morgen war er sicher, dass die anderen wussten, was er getan hatte – insbesondere Arngrim, der ihn angrinste, als würden nur sie beide einen geheimen Witz kennen.

Er spürte die schmerzhafte Schande dieser Augenblicke im Dunkeln später an diesem Tag noch stärker, als Leofgar Aebbe mitbrachte.

Sie stand in Gythas Haus – hinsetzen wollte sie sich nicht. Sie trug einen schmutzigen, zerrissenen und grob geflickten Kittel.



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