Die Wellen der Liebe (German Edition) by Noel Aiden

Autor:Noel Aiden [Aiden, Noel]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-06-25T22:00:00+00:00

2

Rafael war begeistert von Talisha.

Er nahm mich zur Seite und flüsterte: »Eine wunderbare Frau, die du dir geholt hast, alter Pirat. Sie sieht aus wie diese Sängerin ...«

»Sie ist die Beste.«

Ciona, übergewichtig wie viele spanische Frauen, trug eine große Schüssel mit gesalzenen kanarischen Kartoffeln und Mojosauce vor sich her.

Wir waren in der Mitte der Insel in San Bartholomé, wo Rafael eine Finca besaß. Eine Untertreibung. Genaugenommen war es ein Herrschaftshaus und strahlte den Reichtum seines Besitzers aus. Auf dem Innenhof stand eine lange Tafel mit einem Dutzend Stühlen, wo sich heute Abend ein Teil der Familie begegnen würde, um zu schlemmen und zu trinken.

Es war ein milder Abend, nicht zu heiß, sondern angenehm.

Bald trafen die Gäste ein. Ich kannte niemanden, aber das war kein Problem, denn Talisha und ich wurden sofort herzlich in den Kreis der plappernden Menschen aufgenommen. Mit meinen leidlichen Spanischkenntnissen erfasste ich, dass viele von mir wussten, denn das Rico Palace war eines der ambitioniertesten Hotels der Insel gewesen und war es noch.

»Warst du schon mal wieder dort? In deinem Hotel?«, fragte mich ein junger Mann, dessen Namen ich schon wieder vergessen hatte.

»Nein, war ich nicht«, radebrechte ich wahrheitsgemäß.

»Er wollte wissen, ob du wieder in deinem Hotel warst?«, fragte Talisha, die wunderschön aussah in ihrem langen weichen Kleid. Sie hatte einige Kenntnisse der spanischen Sprache, jedoch nicht genug, um einem Gespräch zu folgen.

»Bisher konnte ich es noch nicht. Es würde zu sehr schmerzen.«

Rafael sagte in erstaunlich gutem Englisch zu Talisha: »Du musst ihm begreiflich machen, dass er sich von seiner Frau das holt, was ihm zusteht. Viel Geld.«

»Das werde ich tun«, sagte sie.

»Aber im Moment genießen wir einfach nur unsere Zeit«, sagte ich, umfasste Talishas Schulter und drückte sie sanft an mich.

»Madre mia, ihr seid ein schönes Paar«, sagte Rafael und ich erinnerte mich an den Taxifahrer, der geschwärmt hatte, wie hübsch unsere Kinder würden. Rafael blinzelte zu Ciona, die mit ihren Töchtern schwer beschäftigt war. »Kannst du meiner Chica nicht beibringen, wie man ein paar Pfunde verliert?«

Talisha lächelte und sagte: »Ich finde, sie ist eine sehr nette Frau.«

Rafael verdrehte die Augen. »Und ob sie das ist. Sie ist die Allerbeste. Aber manchmal geht sie mir schrecklich auf die Nerven.«

Wir setzten uns und bestaunten die vielfältigen Tapas, die Pfanne mit Paella, das frisch gebackene duftende Brot und die Auswahl an Wein, Bier und anderen Getränken. Ich kannte das. Wenn Rafael zum fröhlichen Abend lud, tafelte er auf – besser, er ließ auftafeln! –, bis sich die Tischplatte bog.

Die Szenerie war mit kleinen Lampen beleuchtet, die an Bäumen hingen und den Innenhof in ein malerisches Licht tauchten. Ein Gitarrist setzte sich abseits auf einen Hocker und begann, eine spanische Melodie zu zupfen. Es schien ihn nicht zu interessieren, dass die Gespräche immer lauter wurden, Gläser klirrten, Besteck klapperte und jeder versuchte, den anderen mit blitzschnell hingeworfenen Sätzen zu übertönen. Auch nach zehn Jahren auf der Insel staunte ich darüber, wie viele Menschen durcheinanderreden konnten, aufgedreht, mit leidenschaftlichen Gesten jeden Satz unterstreichend, und sich offensichtlich trotzdem verstanden, ohne dass ein Wort verloren ging.

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