Die vergessenen Welten 04 - Das Tal der Dunkelheit by R. A. Salvatore

Die vergessenen Welten 04 - Das Tal der Dunkelheit by R. A. Salvatore

Autor:R. A. Salvatore [Salvatore, R. A.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Dunkelelf
veröffentlicht: 2011-06-09T14:16:29+00:00


Das Ende eines Traums

Als endlich die letzten Erschütterungen des Einsturzes verhallt waren, kehrte die vier übriggebliebenen Freunde durch den Schutt und die Staubschleier zu der ovalen Kammer zurück. Ungeachtet der Berge zerbrochener Steine und des großen Spalts im Boden, der sie zu verschlingen drohte, taumelte Bruenor zu der Nische, dicht gefolgt von den anderen.

Weder Blut noch ein anderes Zeichen war von den zwei Meisterfechtern zu finden, nur ein Schutthaufen, der die Öffnung der Falle zudeckte. Bruenor konnte dunkle Ränder unter dem Haufen sehen und rief wieder und wieder Drizzts Namen. Die Vernunft sagte ihm trotzdem entgegen allen Wünschen und Hoffnungen, daß der Dunkelelf ihn nicht hören konnte. Daß die Falle ihm Drizzt auf immer entrissen hatte.

Die Tränen liefen ihm über die Wangen, als er einen Säbel erspähte, die magische Klinge, die Drizzt in einem Drachenhort gefunden hatte. Er lag bei den Trümmern der Nische. Feierlich hob er ihn auf und schob ihn in seinen Gürtel.

»O weh für dich, Elf«, schrie er in die Zerstörung hinein. »Du hast ein besseres Ende verdient!« Wenn die anderen in diesem Augenblick nicht so sehr in ihre eigenen Gedanken vertieft gewesen wären, hätten sie den wütenden Unterton aus Bruenors Klage herausgehört. Angesichts des Verlustes seines besten und treuesten Freundes und nachdem er schon vor der Tragödie von Zweifeln gequält war, ob es klug war, weiter durch die Hallen zu gehen, war Bruenors Trauer mit noch stärkeren Schuldgefühlen vermischt. Er konnte die Rolle nicht vergessen, die er selbst bei dem Tod des Dunkelelfen gespielt hatte. Voller Verbitterung fiel ihm ein, wie er Drizzt überlistet hatte, sich seiner Suche anzuschließen, indem er seinen Tod vorgetäuscht und ein Abenteuer in Aussicht gestellt hatte, wie es keiner von ihnen erlebt hätte.

Jetzt stand er still da und mußte sich mit seiner inneren Qual abfinden.

Wulfgars Trauer war genauso tief, wurde aber nicht von anderen Gefühlen belastet. Der Barbar hatte einen seiner Lehrer verloren, einen Krieger, der ihn von einem wilden, brutalen Kämpfer in einen kühl überlegenden, geschickten Krieger verwandelt hatte.

Er hatte einen seiner engsten Freunde verloren. Er wäre Drizzt auf der Suche nach Abenteuern bis in die Hölle gefolgt. Er war immer fest überzeugt gewesen, daß der Dunkelelf sie eines Tages noch in eine Notlage bringen würde, aus der es kein Entrinnen mehr gegeben hätte. Aber wenn er an Drizzts Seite gekämpft hatte oder gegen ihn, seinen Meister, zum Wettkampf angetreten war, dann hatte er sich lebendig gefühlt und diesen Moment seines Daseins genossen. Oft hatte sich Wulfgar einen Tod neben dem Dunkelelfen ausgemalt, ein glorreiches Ende, von dem die Barden noch lange schreiben und singen würden, wenn ihre Feinde, denen sie zum Opfer gefallen waren, in ihren unbekannten Gräbern längst zu Staub zerfallen wären.

Das wäre ein Ende gewesen, vor dem sich der junge Barbar nicht gefürchtet hätte.

»Endlich hast du deinen Frieden gefunden, mein Freund«, sagte Cattibrie leise, die besser als alle anderen die Qualen des Dunkelelfen in seiner jetzigen Existenz verstanden hatte. Catti-bries Wahrnehmungen und Empfindungen waren immer eher auf Drizzts Gefühle eingestimmt gewesen, auf die ganz individuelle Seite seines Charakters, den seine Freunde hinter seinem Gleichmut nicht erkennen konnten.



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