Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall by R. A. Salvatore

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall by R. A. Salvatore

Autor:R. A. Salvatore [Salvatore, R. A.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Dunkelelf
veröffentlicht: 2011-06-09T14:16:27+00:00


Die Schatten werden länger

Torga, der Ork, musterte Grock, den Goblin, mit unverhohlener Verachtung. Soweit die Angehörigen beider Rassen zurückdenken konnten, hatten sie im Krieg gelegen. Sie teilten sich ein Tal im Grat der Welt und kämpften um Boden und Nahrung mit einer Brutalität, wie sie für diese kriegswütigen Rassen bezeichnend war.

Und jetzt standen sie sich gegenüber, ohne ihre Waffen gezogen zu haben, denn sie wurden von einer Kraft zu diesem Ort gezwungen, die stärker war als ihr gegenseitiger Haß. An jedem anderen Ort und zu jeder anderen Zeit hätten sie sich unverzüglich einen wilden und erbitterten Kampf geliefert. Aber jetzt mußten sie sich mit müßigen Drohungen und gefährlichen Blicken begnügen, denn ihnen war befohlen worden, ihre Auseinandersetzungen beizulegen.

Torga und Grock drehten sich um und gingen Seite an Seite in jenes Gebäude, in dem sich der Mann befand, der ihr Herr werden sollte.

Sie betraten Cryshal-Tirith und erwiesen Akar Kessell ihre Referenz.

Noch zwei Stämme hatten sich seinem anwachsenden Heer angeschlossen. Um seinen Turm flatterten die Banner von unzähligen Goblingruppen: von den Goblins vom Stamm der Gewundenen Speere, den Schlitzer-Orks, den Orks vom Stamm der Abgeschnittenen Zunge und vielen anderen, und alle waren gekommen, um dem Herrn zu dienen. Kessell hatte sogar eine große Sippe von Ogern, eine Handvoll Trolle und vierzig bösartige Verbeeg für sich gewinnen können. Sie waren zwar die kleinsten Riesen, aber trotzdem eben Riesen.

Aber die Krönung seiner Bemühungen war, daß eine Gruppe von Frostriesen einfach hereinspaziert war und den Wunsch geäußert hatte, dem Herrn des Crenshinibon zu dienen.

Kessell war mit seinem Leben in Cryshal-Tirith recht zufrieden gewesen, und der erste Goblinstamm, den er sich unterworfen hatte, hatte sich gehorsam all seinen Launen gebeugt. Die Goblins waren sogar in der Lage gewesen, Handelskarawanen zu überfallen und den Zauberer mit ein paar menschlichen Frauen zu seinem Zeitvertreib zu versorgen.

Kessell führte ein angenehmes und leichtes Leben, genauso, wie er es liebte.

Doch Crenshinibon war damit nicht zufrieden. Sein Machthunger war unersättlich. Für kurze Zeit konnte er sich mit kleinen Happen begnügen, aber dann verlangte er von seinem Herrn, daß dieser sich auf größere Eroberungen einließ. Er würde sich Kessell nicht offen widersetzen, denn wenn sie auch ständig im Streit lagen, wer den stärkeren Willen hatte, stand Kessell letztendlich die oberste Entscheidungsgewalt zu. In dem kleinen Gesprungenen Kristall steckte eine unglaubliche Kraft, aber ohne einen Herrn glich er einem Schwert, das in einer Scheide steckt, ohne daß eine Hand es ziehen kann. Aus diesem Grund setzte Crenshinibon seinen Willen durch, indem er den Zauberer beeinflusste und ihm in seinen Träumen Bilder von Eroberungen einflößte. So zeigte er ihm Möglichkeiten der Macht auf. Er versuchte den einstigen stotternden Lehrling mit einem Lockmittel zu ködern, dem er nicht widerstehen konnte — Respektsbekundungen.

Kessell, für den die ehrgeizigen Zauberer in Luskan stets nur Verachtung übrig hatten — und offenbar alle anderen auch —, fiel diesem Lockmittel leicht zum Opfer. Er, der neben den Stiefeln der wichtigen Persönlichkeiten im Schmutz gelegen hatte, sehnte sich nach einer Gelegenheit, die Rollen zu tauschen.

Und jetzt bot sich ihm die Möglichkeit, seine Träume Wirklichkeit werden zu lassen, wie Crenshinibon ihm häufig versicherte.



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