Die Vandalen by Steinacher Roland

Die Vandalen by Steinacher Roland

Autor:Steinacher, Roland [Steinacher, Roland]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch-Geschichte & History
ISBN: 9783608948516
Herausgeber: Klett-Cotta Verlag
veröffentlicht: 2016-04-23T00:00:00+00:00


7.

DER VANDALENNAME IN MITTELALTER UND NEUZEIT

»GANZ GALLIEN RAUCHTE ALS EIN EINZIGER SCHEITERHAUFEN«1

Früh- und hochmittelalterliche Texte berichten von Zerstörungen in Gallien, die man den Vandalen zur Last legte. Teilweise bediente sich die Forschung solcher Erwähnungen, um ein Itinerar der Rheininvasoren zu erstellen. Meist wurden die mittelalterlichen hagiographischen Schriften aber schlicht ignoriert.2 Insgesamt bestand in karolingischen und späteren Skriptorien die Tendenz zur Verdichtung kriegerischer Ereignisse des 5. Jahrhunderts in Gallien. Auch die afrikanische kirchliche Literatur seit Victor von Vita wurde verhältnismäßig gut überliefert, und so kannten frühmittelalterliche Autoren die Vandalen als Bösewichte.3 Gregor von Tours lässt den Hunnenkönig Gausericus die Stadt Vasatis (Bazas) südöstlich von Bordeaux im heutigen Département Gironde der Region Aquitanien belagern. Wegen der Frömmigkeit des Bischofs und der Bewohner bleibt göttliche Unterstützung nicht aus. Es kommt zu Erscheinungen und Wundern, die den Barbarenkönig derart beeindrucken, dass er die Stadt, die er zuerst zerstören wollte, ungeschoren lässt. Während der Dankesmesse folgt das nächste Wunder. Über dem Altar schweben drei kristallene Kugeln von großer Schönheit, die sich zu einer einzigen vereinigen. Deutlicher könnte ein göttliches Zeichen für die Rechtmäßigkeit der katholischen Trinitätslehre kaum ausfallen.4

Die Stelle zeigt, wie in hagiographischen Texten bereits im 6. Jahrhundert die Ereignisse des gallischen 5. Jahrhunderts miteinander vermengt wurden. Bazas wurde um 414 von Goten belagert und von Alanen, die sich wiederum vor den Goten fürchteten, verteidigt. Zuvor probten Sklaven den bewaffneten Aufstand. Die Unfreien wollten den Reichen und dem Adel ans Leben. Paulinus von Pella konnte aber durch seine persönliche Freundschaft mit dem Alanenkönig die Stadt vor den Goten retten. Die Alanen sollen vor den Toren mit ihren Wagen und ihren Waffen den Goten getrotzt haben.5 Aus Goten machte Gregor von Tours Hunnen. Die den Römern gegen den gemeinsamen Feind beistehenden Alanen hat der Geschichtsschreiber der Franken gestrichen. Zum König der Barbaren wird Geiserich.6 Arianische Goten und Vandalen wurden gemeinsam mit den sattsam bekannten Hunnen zum historischen Kolorit göttlichen Wirkens.

Die Eroberung von Trier, Metz und Arles durch den Vandalenkönig Chrocus gemeinsam mit Alanen und Sueben findet sich lediglich in der Fredegarchronik aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Der in den Handschriften meist Chrocus geschriebene Barbarenkönig, den erst Fredegar zu einem Vandalen machte, erscheint in der Frankengeschichte Gregors von Tours noch als Alemannenkönig. Während der Regierung der Kaiser Valerian und Gallienus (253–260) soll dieser Barbar plündernd durch Gallien gezogen sein und dabei ein Merkurheiligtum der Arverner in der Nähe von Clermont zerstört haben. Seine Mutter stachelte ihn zu diesen verwerflichen Taten an. Eigentlich interessierte sich Gregor von Tours mehr für die Märtyrer, denen der Barbarenkönig den Heiligentod ermöglichte. Bald nach seinen Schandtaten wurde der Alamanne Chrocus in der Gegend von Arles gefangengenommen und hingerichtet.7

Das Motiv des plündernden und wütenden Barbarenkönigs verlegten die Redaktoren der Fredegarchronik dann in das erste Jahrzehnt des 5. Jahrhunderts. Aus dem Alemannen wurde ein Vandale. Chrocus, König der Vandalen, verließ mit Sueben und Alanen die alten Wohnsitze und folgte dem verderblichen Rat seiner Mutter, alles zu zerstören, was er an Bauwerken finde. Besiegte Feinde solle er sofort töten. Es sei nämlich nicht



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