Die sieben Helden: Fantasy-Epos (German Edition) by Pascal Wokan

Die sieben Helden: Fantasy-Epos (German Edition) by Pascal Wokan

Autor:Pascal Wokan [Wokan, Pascal]
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 2020-05-16T16:00:00+00:00


Dalran

20 Jahre zuvor

An diesem Tag sollte eine Hinrichtung auf dem großen Versammlungsplatz von Raz'Gar stattfinden, der im südwestlichen Stadtbezirk lag. Deshalb hatten wir uns dort alle eingefunden – nicht, weil wir unbedingt zusehen wollten, sondern weil Menschen hingerichtet wurden, die in direkter Verbindung zu den Stillen Wächtern standen. Das bedeutete, dass sie unseretwegen starben.

Von einem flachen Dach aus hatten wir einen guten Überblick über den weitläufigen Platz, der mit grauen Steinen gepflastert war. Dahinter konnte man eine breite Straße erkennen, die wie ein Messer bis ins Zentrum der Stadt schnitt und am Palast von Raz'Gar endete. Viele Menschen waren auf Geheiß des dunklen Herrschers erschienen und standen nun in der schwülen, drückenden Luft eng zusammen. Wir gingen davon aus, dass er nicht erscheinen würde - das tat er nie. Trotzdem waren seine Schergen anwesend und gingen ihrer auferlegten Pflicht nach. Sie wanderten zwischen den Versammelten umher, beäugten sie misstrauisch oder wiesen einige von ihnen lautstark zurecht. Man konnte die Nervosität förmlich in der Luft spüren.

In Raz'Gar war es geschriebenes Gesetz, an jeder Hinrichtung teilzunehmen. Wer dieser Forderung nicht nachkam, wurde aus den Häusern getrieben und in die düsteren Gassen gezerrt. Das Wort Gottes war über jeden Zweifel erhaben. Wer sich dem Gesetz nicht unterwarf, der handelte gegen dessen Willen. Die Bestrafung war der Tod .

Ich ließ meinen Blick umherschweifen und beobachtete die Menschen, wie sie gebannt zu dem hohen Podest aufsahen, das sich am Ende des Versammlungsplatzes erhob. Einige Schergen waren darauf postiert, andere standen einige Schritte davor und hielten die Menge davon ab, sich den Verurteilten zu nähern. Ich konnte nicht einschätzen, wie viele Schergen an diesem Ort versammelt waren, es waren aber viele. Sollte es wirklich zu einem Aufstand kommen, dann würden sie mit Stahl, Blut und ohne Gnade göttliches Recht walten lassen – dessen war ich mir sicher.

Während ich die Versammelten beobachtete, wurde mir wieder einmal bewusst, wie schlecht es den Menschen ging. Viele von ihnen sahen halb verhungert aus, mit eingefallenen Wangen und stumpfen Blicken. Andere trugen nur noch dreckige, braune Fetzen am Leib, ihre Hände und Beine waren von Schürfwunden übersät. Ihnen standen einige wenige Wohlhabende gegenüber, die auf der anderen Seite auf einer erhöhten Plattform saßen. Diener gingen dort umher und brachten alles, was ihr Herz begehrte. Sie waren gut gekleidet, wohl genährt und es schien ihnen an nichts zu fehlen. Ich wusste natürlich, dass es sich um Menschen handelte, die eine hohe Stellung in den Reihen der Schergen innehielten. Sie hatten sich dem dunklen Herrscher mit Leib und Seele verschrieben – bis zu ihrem bitteren Ende. Zum Dank gewährte er ihnen Privilegien, Macht und Einfluss. Allerdings nur unter seiner Kontrolle und unter seinem Willen.

»Was ein armseliger Haufen, oder?«, brummte Tarun.

Ich spürte die Anwesenheit des Hünen neben mir. Wir hatten uns seit einigen Wochen nicht gesehen, da er gemeinsam mit Slade und Oluen an vielen Besprechungen und Verhandlungen der Stillen Wächter teilgenommen hatte. Die Pläne begannen zu reifen, einige Menschen aus den umliegenden Städten hatten sich bereits in einem geheimen Unterschlupf weit außerhalb von Raz'Gar eingefunden.



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