Die rote Schatulle by Sabine Raczkowski

Die rote Schatulle by Sabine Raczkowski

Autor:Sabine Raczkowski
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-89812-759-2
veröffentlicht: 2011-11-06T16:00:00+00:00


***

Achim verfluchte sich dafür, auf den trockenen Ast getreten zu sein. Die Frau stopfte Wilde eine Hand voll Beeren in den Mund, drückte ihn blitzschnell zu und lachte hohl und rau.

Achim schlang seinen Arm um ihren Oberkörper. Sie wand sich heraus und biss ihn. Am Rock hielt er sie fest, der Stoff riss und sie verschwand in der Nacht. Wilde atmete heftig, öffnete die Augen, und spuckte Rotes. »Dreh dich zur Seite, spuck das Zeug aus!«

***

Wilde hatte drei Tage und Nächte geschlafen. Er öffnete die Augen. Auf seinem Nachtschrank stand eine Vase mit Gerbera und eine mit Astern. Und eine gelbe Rose. Wildes Zunge fühlte sich taub an. Er nahm einen Schluck aus der Schnabeltasse. Er schmeckte gar nichts. Nur den Schmerz spürte er deutlich, als wäre sein Zahnfleisch verschwunden. Eine Schwester kam herein und lächelte. »Da sind wir also wieder aufgewacht.« Wilde verdrehte die Augen. Sie stellte das Kopfteil seines Bettes etwas höher und schüttelte seine Bettdecke auf, zerrte an seinem Kopfkissen. Er fühlte, dass er keine Hose trug. Das Leibchen war hinten offen. Wieder in der Gewalt einer Frau zu sein, freute ihn nicht gerade.

»Schwester, diese Rose, von wem ist die?«

»Eine Dame hat sie abgegeben.«

»Nehmen Sie sie weg und waschen Sie sich nur gut die Hände und stechen Sie sich nicht, auf gar keinen Fall dürfen Sie sich verletzen. Am besten, Sie schmeißen die Vase gleich mit weg.«

»Aber sie war sehr nett, hat mir noch Saft für Sie gegeben.«

»Saft? Was für Saft!«

»In Ihrer Schnabeltasse, selbst gemachten.«

»Schicken Sie ihn ins Labor, sofort! Er ist vergiftet! Mir wird schon schlecht, Schwester! Bitte!«

Sie holte ein Blechschälchen und hielt es ihm hin. Es kam nichts. Diese Schlange, diese Kräuterhexe. Die hat ja gar keine Skrupel. Wilde steckte den Finger in den Hals. Ohne Erfolg. Erschöpft sank er in sein Kissen. Er hörte es rauschen und kalter Schweiß kroch auf seine Stirn. Wilde fragte sich, ob das schon alles war. Sein Leben ging zu Ende und die Stümper schafften es nicht, ein Weibsbild zur Strecke zu bringen. Die Schwester nahm den Blutdruck. »Fünfundneunzig zu Sechzig.«

»Ich sterbe, Saft ins Labor.« Wilde flüsterte mit letzter Kraft. Dann fielen seine Augen zu.



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