Die Ritter des Nordens by James Aitcheson

Die Ritter des Nordens by James Aitcheson

Autor:James Aitcheson [Aitcheson, James]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
ISBN: 9783641118327
Google: CW5RAQAAQBAJ
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-12-15T23:00:00+00:00


Siebzehn

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Die Feinde verfolgten uns nicht. Zweifellos hatte Rhiwallons Tod sie schwer getroffen und ihnen jede Lust genommen, uns zu jagen. Doch das war nur ein schwacher Trost. Das kleine Expeditionskorps, mit dem ich erst vor gut einer Woche ausgerückt war und das von siegreichen Schlachten und Ruhm geträumt hatte, war fast vollständig aufgerieben. Von den fünfhundert Mann, mit denen ich mich an jenem Tag auf den Weg gemacht hatte, war weniger als die Hälfte noch am Leben. Und dem Heer des Earl Hugues war es kaum besser ergangen, wie ich feststellen musste, als wir ihn schließlich einholten. Er war mit fünfzehnhundert kampferprobten Männern in Scrobbesburh aufgebrochen, doch während die meisten seiner Speerkämpfer kaum Feindkontakt gehabt hatten und deshalb noch unverbraucht waren, waren mindesten die Hälfte seiner Ritter – mithin viele seiner besten Krieger – gefallen.

Alles in allem waren die Truppen, die uns geblieben waren, eine Ansammlung trauriger Gestalten: körperlich schwer angeschlagen und moralisch gebrochen; humpelnd und auf ihre Speere und die Schultern ihrer Kameraden gestützt; die Gesichter schmutzstarrend, die Röcke mit Erbrochenem besudelt, die Hosen nach Urin und Kot stinkend. Viele waren aber auch so schwer verletzt, dass ihnen nicht mehr zu helfen war und mitfühlende Kameraden ihnen auf ihrem letzten Weg beistanden.

Einer der Gefallenen war Turold, der sich so lange wie möglich an das Leben geklammert hatte. Wie ich jetzt erfuhr, war der Speer jedoch so tief in seine Seite eingedrungen, dass der junge Mann nicht mehr zu retten gewesen war. Deshalb hatte er sein Leben bereits ausgehaucht, nachdem man ihn aus der Kampfzone gezogen hatte.

»Er war ein guter Krieger«, sagte Serlo, als der Priester wieder gegangen war. Der großgewachsene Mann zeigte nur selten Gefühle, doch jetzt war nicht zu überhören, dass er einen Kloß im Hals hatte.

Pons stand mit gesenktem Kopf da. »Ein guter Krieger«, wiederholte er so feierlich, wie ich ihn noch nie hatte sprechen hören, »und ein guter Freund.«

Ich nickte bloß stumm, weil es sonst nichts mehr zu sagen gab. Turold war der erste Ritter gewesen, der in meine Dienste getreten war, schon wenige Tage nachdem Lord Robert mir Earnford als Lehen gegeben hatte. Er war der einzige Sohn eines Weinhändlers aus Rudum gewesen. Als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er gerade draußen vor einer Bierschenke in Lundene gebettelt, da ihn sein trunksüchtiger Vater kurz zuvor vor die Tür gesetzt hatte. An dem Abend war er mit drei jungen Männern seines Alters aneinandergeraten: sei es, weil er sie beleidigt hatte, sei es, weil die drei unbedingt Streit suchten; jedenfalls waren sie über ihn hergefallen. Trotzdem war es ihm zunächst gelungen, sich ihrer zu erwehren. Dabei hatte er einen von ihnen zu Boden geworfen, dem zweiten in den Arm gebissen und ihm dann das Knie zwischen die Beine gerammt, dem dritten eine blutige Nase verpasst. Doch am Ende hatten sie ihn trotzdem überwältigt und in die Enge getrieben. Wenn ich die drei damals nicht verjagt hätte, hätten sie Turold wahrscheinlich die Knochen gebrochen oder noch Schlimmeres mit ihm angestellt. Doch für einen jungen



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