Die Revolution des Mondes by Andrea Camilleri
Autor:Andrea Camilleri [Camilleri, Andrea]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman
ISBN: 9783312006243
Herausgeber: Nagel & Kimche Verlag
veröffentlicht: 2014-03-23T00:00:00+00:00
Es war kurz vor zehn, sie waren im Salon der königlichen Privatgemächer, Donna Eleonora saà in einem Sessel, Don Alterio stand vor ihr.
Die Marquesa hatte ihm einen Platz angeboten, doch er hatte abgelehnt und stand nun vor ihr stramm wie ein Soldat. Obwohl seine Beine ein klein wenig zitterten.
»Si lo he entendido bien ⦠Wenn ich Euch richtig verstanden habe«, sagte Donna Eleonora, die während der Viertelstunde, die er gesprochen hatte, ihre nahezu gleichgültige Miene ununterbrochen beibehalten hatte, »wusstet Ihr, als Ihr kamt, um mich für die Unterstützung des Barmherzigen Werkes zu gewinnen, also bereits, a cual horrible escopo ⦠welchem schrecklichen Zweck ⦠die dort aufgenommenen Waisen dienen sollten?«
»Ja, das wusste ich.«
»Und als Ihr mich zum Barmherzigen Werk begleitet habt und Euch Don Simones Betrug klar wurde, habt Ihr wohlweislich geschwiegen?«
»So ist es.«
»Und Ihr habt all das getan, weil Euch una malsana pasión ⦠eine verhängnisvolle Leidenschaft für eines der aufgenommenen Waisenmädchen erfasst hat?«
»Bedauerlicherweise ja.«
»Und Ihr hegt den Verdacht, der Marqués habe dos huérfanas und auch la chica, in die Ihr Euch verliebt habt, ermorden lassen, weil sie schwanger waren?«
»Ich habe Grund zu der Annahme, dass es sich so verhielt.«
»Und el domingo por la noche ⦠am Sonntagabend soll im Barmherzigen Werk ein privates Festessen stattfinden, an dem ocho personalidades teilnehmen, die dort regelmäÃig verkehren?«
»Jawohl.«
»Usted sabe ⦠Ist Euch bewusst, welche consecuencias Eure Worte unweigerlich für Euch persönlich haben?«
»Das weià ich nur zu gut.«
»Empfindet Ihr remordimiento ⦠Reue ⦠über das, was Ihr getan habt?«
»Mitnichten.«
Donna Eleonora versank in ein langes Schweigen. Dann sagte sie:
»Ich stelle Euch nun eine Frage, auf die zu antworten Euch schwerfallen wird, ya lo sé ⦠das weià ich. Trotzdem brauche ich una respuesta sincera ⦠eine ehrliche Antwort.«
»Bitte sprecht.«
»Als der Rat erstmals über die Spende für den Marqués abstimmte, wusstet Ihr da alle miteinander, dass mi esposo, der Vizekönig, estaba muerto ⦠tot war?«
Don Alterio hatte eine trockene Kehle, er fühlte sich wie in der Wüste.
Er wollte dies bejahen, doch ihm versagte die Stimme.
Bestätigend lieà er den Kopf sinken.
»Noch eine letzte Frage. Von Eurer Antwort hängt meine Entscheidung ab. Por qué ⦠Weshalb ⦠tut Ihr das alles?«
Don Alterio fuhr sich mit der trockenen Zunge über die trockenen Lippen.
Er hätte sich tausenderlei Gründe ausdenken können, doch bei dieser Frau war Ehrlichkeit angeraten.
»Aus Rache«, sagte er.
Da stand Donna Eleonora sehr langsam auf.
Sie war nun etwas blass, doch sie sprach wie zuvor mit ruhiger, wohlklingender Stimme. Sie schaute Don Alterio fest in die Augen.
Konnte es ein schwarzes Feuer geben, eines, das aus dunklen, unbändigen Blitzen bestand? Für einen Moment sah Don Alterio so ein mysteriöses, wildes Feuer in den Augen der Marquesa lodern. Und er fürchtete sich, wie er sich noch nie in seinem Leben gefürchtet hatte.
»Entiendo ⦠Ich verstehe ⦠was Euch umtreibt«, sagte sie. »Denn auch ich habe allen Grund zur Rache. Ihr Ratsherren habt einen Toten verunglimpft, habt meinen verstorbenen Gemahl auf das Unwürdigste für Eure Ziele missbraucht. Jamás ⦠Niemals ⦠werde ich Euch das verzeihen. Meine Rache an Euch könnte die Eure vereiteln.
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