Die Reise nach Paris by Karl Miziolek

Die Reise nach Paris by Karl Miziolek

Autor:Karl Miziolek
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: BoD E-Short


Nach einem Glas Châteauneuf-du-Pape meinte Nicole: „Was haltet ihr davon, wenn wir noch wohin gehen? Ein Freund von uns gibt eine kleine Party.“

Die beiden Mädchen berieten sich kurz und waren dann einverstanden. Uns blieb ohnehin nichts anderes übrig; wir verließen uns ganz auf Nicole. Der Freund wohnte in der Nähe der Wohnung von Nicole.

Als wir dort ankamen, war seine Bude schon rammelvoll, der ganze Innenhof des Hauses wurde genutzt. Überall saßen Leute auf Stühlen und Bänken, manche lagerten sogar auf der kleinen Grünfläche. Ein buntes Gemisch: Künstler, Lehrer, Arbeiter. Ich glaube, es gab nichts, was hier nicht vertreten war.

Nicole stellte uns dem Hausherrn vor, die Mädchen übrigens nicht, was mich erneut stutzig machte und meinen Verdacht erhärtete. Aber ich kam nicht lange zum Überlegen.

„Mischt euch unter die Leute und genießt den Abend!“, sagte Nicole, ehe sie selbst in der Menge untertauchte. Ich war erstaunt, wie rasch mein Freund sich hier wohlfühlte. Ich lernte einen ganz anderen Charlie kennen. Es dauerte nicht lange, und ich war mit Bernadette allein. Françoise und Charlie waren irgendwohin verschwunden. Bernadette zog mich zu einem Musiker, der mit seiner Gitarre im Gras hockte und spielte.

„Gefällt dir die Musik?“, fragte sie. Als ich bejahte, zog sie mich hinunter, wir saßen neben dem Künstler und lauschten seiner Musik. Bernadette begann zu singen, wundervolle Chansons, sie hatte wirklich eine schöne Stimme, und immer mehr Leute gesellten sich zu uns. Bernadette himmelte den Musiker an, was mir gar nicht unangenehm war; ich fühlte mich irgendwie nicht hingezogen zu ihr, und das beruhte vermutlich auf Gegenseitigkeit.

Überall tanzten Pärchen eng umschlungen oder saßen schmusend im Gras. Jetzt musste ich einmal schauen, wo Charlie war. Vergebens, er war verschwunden! Nicole, die mir über den Weg lief, hatte auch keine Ahnung, wo er geblieben war. Als ich zu dem Musiker zurückkam, sah ich, dass ich hier wohl abgemeldet war: Bernadette hatte nur noch Augen für ihn.

Nun hatte ich Zeit, die Gesellschaft zu beobachten. Ich setzte mich auf eine Treppe, um das Treiben von oben zu beobachten. Was für eine Party! So etwas hatte ich noch nie erlebt. Ein buntes Völkergemisch von Schwarzen, Weißen und auch Chinesen tummelte sich unter mir. Das war unterhaltsam, aber insgeheim dachte ich an Michelle aus der Bäckerei, so etwas war mir schon lieber, leiser und vor allem ruhiger.

Plötzlich stupste mich jemand in den Rücken: Françoise und Charlie kamen die Treppe herunter.

„Wo sind die anderen?“, fragte Françoise. Ich deutete hinunter zu dem Musiker.

„Das habe ich mir gedacht“, lachte sie – was immer sie auch meinte.

Während wir die Treppe weiter hinuntergingen, bemerkte ich, wie ramponiert Charlie alias Belmondo aussah, und musste laut lachen. „Muss ja ganz schön stürmisch gewesen sein“, sagte ich leise. Dann fiel mir ein, was Charlie damals in der Jugendherberge bei Michelle zu mir gesagt hatte. „Na, Charlie, fahren wir morgen weiter, oder bleiben wir noch in Paris?“, fragte ich grinsend.

„Wir fahren weiter“, war sein kurzer Kommentar.

Es war schon weit nach Mitternacht, als wir uns endlich verabschiedeten. Nicole fragte uns, ob wir uns allein zurechtfänden, und auch Françoise war besorgt.



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