Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus: Vollständige Ausgabe (B005JCYNEI) by Max Weber & Dirk Kaesler

Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus: Vollständige Ausgabe (B005JCYNEI) by Max Weber & Dirk Kaesler

Autor:Max Weber & Dirk Kaesler [Weber, Max]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406623820
Herausgeber: C. H. Beck
veröffentlicht: 2011-07-22T04:00:00+00:00


204 Das Gebot zu schweigen ist ja – ausgehend von der biblischen Strafan drohung für «jedes unnütze Wort» – namentlich seit den Cluniazensern ein bewährtes asketisches Mittel der Erziehung zur Selbstkontrolle. Auch Baxter verbreitet sich eingehend über die Sünde des unnützen Redens. Die charakterologische Bedeutung hat schon Sanford a.a.O. S. 90f. gewürdigt. Die von den Zeitgenossen so tief empfundene «melancholy» und «moroseness» der Puritaner war eben Folge der Brechung der Unbefangenheit des «status naturalis», und im Dienst dieser Zwecke stand auch die Verpönung gedankenlosen Redens. – Wenn Washington Irving («Bracebridge Hall» cap. XXX) den Grund teils in dem «calculating spirit» des Kapitalismus, teils in der Wirkung der politischen Freiheit, welche zur Selbstverantwortlichkeit führe, sucht, so ist dazu zu sagen, daß für die romanischen Völker der gleiche Effekt ausblieb und für England die Dinge wohl so lagen: 1. Der Puritanismus befähigte seine Bekenner, freie Institutionen zu schaffen und doch eine Weltmacht zu werden und 2. er verwandelte jene «Rechenhaftigkeit» (wie Sombart jenen «spirit» nennt), die in der Tat für den Kapitalismus konstitutiv ist, aus einem Mittel der Wirtschaft in ein Prinzip der ganzen Lebensführung.

205 A.a.O. I S. 111.

206 A.a.O. I S. 383f.

207 Aehnlich über die Kostbarkeit der Zeit Barclay a.a.O. S. 14.

208 Baxter a.a.O. S. 79: «Keep up a high esteem of time and be every day more careful that you lose none of your time, then you are that you lose none of your gold and silver. And if vain recreation, dressings, feastings, idle talk, unprofitable company, or sleep, be any of them temptations to rob you of any of your time, accordingly heighten your watchfulness.» – «Those that are prodigal of their time despise their own souls» meint Matthew Henry (Worth of the soul, W. of Pur. Div. p. 315). Auch hier bewegt sich die protestantische Askese in altbewährten Bahnen. Wir sind gewohnt, als dem modernen Berufsmenschen spezifisch anzusehen, daß er «keine Zeit hat», und messen z.B. etwa – so schon Goethe in den «Wanderjahren» – das Maß der kapitalistischen Entwicklung daran, daß die Uhren die Viertelstunden schlagen (so auch Sombart in seinem «Kapitalismus»). – Wir wollen aber doch nicht vergessen, daß der erste Mensch, der (im Mittelalter) mit eingeteilter Zeit lebte, der Mönch war, und daß die Kirchenglocken seinem Bedürfnis der Zeiteinteilung zuerst zu dienen hatten.

209 Vgl. Baxters Erörterungen des Berufes a.a.O. I p. 108f. Darin folgende Stelle: Question: But may I not cast off the world that I may only think of my salvation? – Answer: You may cast off all such excess of worldly cares or business as unnecessarily hinder you in spiritual things. But you may not cast off all bodily employment and mental labour in which you may serve the common good. Every one as a member of Church or Commonwealth must employ their parts to the utmost for the good of the Church and the Commonwealth. To neglect this and say: I will pray and meditate, is as if your servant should refuse your greatest work and tye himself to some lesser easier part.



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