Die Prinzipien der Kriegspropaganda by Morelli Anne
Autor:Morelli, Anne [Morelli, Anne]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Libreka GmbH
veröffentlicht: 2015-05-10T16:00:00+00:00
7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners aber enorm
Die meisten Menschen wollen zur Fraktion der Sieger gehören. Ob die öffentliche Meinung im Kriegsverlauf unbeirrt weiter die Entscheidung der Regierung für den Kriegseintritt gutheißt, hängt von den zu erwartenden Ergebnissen des Konflikts ab. Entwickelt sich der Krieg nicht so gut wie erwartet, muß die Propaganda die eigenen Verluste herunterspielen und die des Feindes übertreiben.
Schon der Krieg von 1914 – 1918 war ein Konflikt der Kommuniqués beziehungsweise der unterlassenen Kommuniqués. So beliefen sich zum Beispiel nur einen Monat nach Beginn der Kampfhandlungen die französischen Verluste auf 313.000 Gefallene. Doch der französische Generalstab gab nie auch nur den Verlust eines Pferdes zu und machte (im Gegensatz zu den Engländern und Deutschen) nie Listen mit den Namen der Gefallenen publik. Zweifellos sollte die Moral der Truppe und die des Hinterlandes nicht untergraben werden, wo die Meldung von diesem Blutbad vielleicht zur Forderung nach einem ehrenvollen Frieden anstelle der Fortsetzung des Krieges geführt hätte. Die französische Presse weidete sich zwar an der Zahl der deutschen Verluste, sprach aber nie von den eigenen.
Am 22. April 1917 (nach einer Offensive, mit der die deutschen Linien durchbrochen werden sollten und in der auf französischer Seite innerhalb weniger Stunden wahrscheinlich mehr als 100.000 Tote und Verwundete zu beklagen waren) wurde dem französischen Abgeordneten Ruffin-Dugens, als er die Regierung bitten wollte, ihn über den Stand der französischen Verluste zu informieren, im Parlament das Wort entzogen, noch bevor er seinen Satz hatte beenden können.117
Je nachdem, ob man französische oder deutsche Quellen zu Rate zog, schien der Ausgang mancher Schlachten mal für die einen, mal für die anderen erfolgreich gewesen zu sein. So wurde zum Beispiel die Schlacht um Verdun von beiden Lagern als der jeweils große Sieg dargestellt. Die Deutschen hielten Verdun für einen Erfolg, weil es ihnen eine große Zahl französischer Kriegsgefangene beschert hatte und sie riesige Mengen Kriegsmaterial beschlagnahmen konnten. Der Kronprinz zeichnete die deutschen Sieger von Verdun mit Medaillen und Ehrungen aus. Doch auch die Franzosen beanspruchten Verdun als ihren Sieg; so ist in der Ausgabe des Petit Larousse aus der Zwischenkriegszeit zu lesen: »Zehn Monate lang schlugen die Franzosen in Verdun alle Angriffe der Deutschen zurück und brachten ihnen heftige Verluste bei. Ihr Widerstand während der Verteidigungs- und Angriffsschlachten von Verdun setzte das ganze Universum [sic!] in Erstaunen«.
Die wirklichen Niederlagen hingegen wurden schlicht totgeschwiegen. Demnach wurde im Ersten Weltkrieg auf alliierter Seite weder von der Schlacht um Charleroi, der Einnahme von Maubeuge, der Großoffensive von 1917 und schon gar nicht von der Schlacht bei Tannenberg im August 1914 gesprochen. »Kennern« zufolge war dieser deutsche Sieg über die Russen eine der erstaunlichsten Schlachten aller Zeiten. Der Sieg Deutschlands in Tannenberg war so unzweifelhaft, daß er für die Dauer des gesamten Krieges die Russen aus Deutschland fernhielt. Die französische Presse jedoch tat so, als kenne sie den Ausgang dieser Schlacht nicht und gab vor, immer noch an die Gefahr eines Einmarsches der Kosaken in Berlin zu glauben!118
Auch auf finanziellem Gebiet gibt man sich im Krieg optimistisch: Man muß den Eindruck erwecken, als koste der Konflikt weder Blut noch Geld.
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