Die Macht der Drei by Hans Dominik

Die Macht der Drei by Hans Dominik

Autor:Hans Dominik [Dominik, Hans]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman, Gelesen
Herausgeber: Scherl
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Mit einem leisen Aufschrei sank Diana Maitland auf den Diwan zurück. Wie im Traume sah sie, wie sich die Tür öffnete, Lord Horace in das Zimmer trat, die Tür hinter ihm ins Schloß fiel. Es war ihr unmöglich, sich zu erheben. Es gelang ihr nur, sich etwas aufzurichten.

»Du hast eine unangenehme Nachricht erhalten?«

»Eine unangenehme Nachricht … wie kommst du auf die Frage?«

Lord Horace deutete auf das am Boden liegende Zeitungsblatt.

»Wer sandte dir diese Zeitung?«

Die Antwort kam nicht gleich. Endlich kam sie … zögernd und unfrei:

»Dr. Glossin.«

»Von Dr. Glossin?!«

Lord Horace trat einen Schritt zurück.

»Von Dr. Glossin? … Gib mir, bitte, eine Erklärung. Du bist sie mir schuldig. Was steht in dem Blatt, das dich in eine solche Erregung versetzt?«

Lady Diana zögerte, stockte. Erst nach geraumer Weile hatte sie ihre Stimme in der Gewalt.

»Du darfst mir nicht zürnen, Horace. Es überkam mich plötzlich … gewiß eine Folge der letzten kritischen Tage. Sie haben Ansprüche auf meine Nerven gemacht, denen ich nicht gewachsen war … Die Zeitung von Dr. Glossin … ah, gewiß! Es wird dich interessieren, welchen Erfolg die Expedition nach Linnais gehabt hat. Dr. Glossin schickte das Zeitungsblatt, das eine Notiz darüber bringt.«

»Warum schickte er die Zeitung an deine Adresse?«

»Ich glaube … ich glaube … nun sehr einfach, ihr Männer seid doch jetzt Feinde.«

Diana Maitland versuchte zu scherzen.

»Sein patriotisches Gewissen erlaubt ihm keinen Verkehr mehr mit dir … Ich werde dir diese Zeilen übersetzen.« Sie las ihm den Inhalt der Notiz vor.

»Ah, sehr gut … Der Plan ist also gelungen. Unbegreiflich, daß noch keine Meldung von Oberst Trotter vorliegt … Doch du? … Du freust dich nicht? Und nahmst doch zuerst so starken Anteil an dem Plan.«

Diana war zurückgesunken. Sie drückte das feine Spitzentuch gegen die Stirn. Ihre Brust bewegte sich heftig.

»Diana, was ist dir?«

»Nichts! Habe Geduld mit mir, Horace. Es wird vorübergehen, überlasse mich heute mir selbst, ich bitte dich!«

»Schenke mir Vertrauen, Diana. Befreie dich von der Last. Sage mir, was dich quält.«

Lord Maitland näherte sich ihr und legte den Arm beruhigend um ihren Nacken.

Diana zuckte leise zusammen. Ihr Körper erzitterte.

»Lasse mich! Lasse mich! Ich bin nicht die, die …«

Klage und Herausforderung schienen zu gleicher Zeit im Klange dieser Worte zu liegen. Lord Horace zog seine Hände von ihren Schultern zurück. Betroffen sah er das jagende Wechselspiel von Licht und Schatten auf ihren Zügen. Er wagte nicht zu sprechen, wagte nicht diese Qual, in der ihre Seele sich wand, zu unterbrechen. Endlich nach langem Schweigen schien ihr der Entschluß zu reifen. Ein harter Zug legte sich um ihren Mund.

»Ich will nicht länger schweigen. Nur die Wahrheit kann mir helfen.«

Sie sprach ohne Schwäche.

»Hör mich an als mein Gatte, mein Freund … als mein Richter.« Sie wendete sich ihm zu und blickte ihn mit freien Augen an.

»Du weißt, Horace, daß meine Eltern Polen waren. Unser Nachbar war der Fürst Meszinski. Er hatte einen einzigen Sohn Raoul. Raoul war drei Jahre älter als ich. Schon als halbe Kinder galten wir als Verlobte. Die Familien wollten es so haben. Mein Vater war reich. Raoul entstammte einem alten Geschlecht und trug den Fürstentitel.



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