Die Leugnung der Geschichtlichkeit Jesu in Vergangenheit und Gegenwart (German Edition) by Drews Arthur

Die Leugnung der Geschichtlichkeit Jesu  in Vergangenheit und Gegenwart (German Edition) by Drews Arthur

Autor:Drews, Arthur [Drews, Arthur]
Die sprache: deu
Format: azw3
veröffentlicht: 2016-06-12T16:00:00+00:00


William Benjamin Smith

Die liberale Theologie ließ sich durch alles dies nicht anfechten. Ja, sie trug selbst dafür Sorge, daß die Ergebnisse der religionsgeschichtlichen Forschung, so bedenklich sie auch für ihren eigenen Standpunkt sein mochten, in die weitesten Kreise des Volkes hineingetragen wurden, ganz besonders auch durch die Herausgabe von Martin Brückners Schrift „Der sterbende und auferstehende Gottheiland in den orientalischen Religionen“ in der Sammlung der Religionsgeschichtlichen [124] Volksbücher (1908). Hier war dargelegt, daß in den orientalischen Religionen der Glaube an den Tod und die Auferstehung eines Erlösergottes, der dem höchsten Gott (zuweilen als dessen Sohn) untergeordnet war, im Mittelpunkte der Verehrung und des Kultes stand. Glaubte sie doch, für ihren Jesus sich vor allem auf dessen „Unerfindbarkeit“ und „Einzigartigkeit“, Ausdrücke, die wohl von Harnack herstammen, wohl gar seine „einzigartige Einzigartigkeit“ berufen zu können. Und wenn denn schon einer der ihrigen, wie der Züricher Theologe Paul Wilh. Schmiedel, in seiner Schrift „Die Person Jesu im Streite der Meinungen der Gegenwart“ (1906) sich überhaupt auf die Frage der Geschichtlichkeit Jesu einließ, so geschah dies im Tone so unverbrüchlicher Sicherheit und so unfehlbarer Überzeugtheit, daß niemand sich eines Schlimmen versehen konnte. Freilich verhehlte Schmiedel nicht, daß es nicht genüge, bloß im allgemeinen zu sagen, die Gestalt Jesu, wie sie in den Evangelien geschildert wird, habe nicht erfunden werden können. Er empfand Kalthoff gegenüber doch die Nötigung, sich um eine tragfähige Unterlage für den geschichtlichen Jesus zu bemühen, und er glaubte eine solche in den von ihm aufgestellten „Grundsäulen eines wahrhaft wissenschaftlichen Lebens Jesu“ gefunden zu haben, neun Evangelienstellen, die, weil sie z. T. etwas Herabsetzendes von Jesus berichten, als Beweis seiner Geschichtlichkeit dienen könnten. Im übrigen bekannte er, daß er selbst auf Jesus nicht einmal das Wort anwende, er sei einzigartig; denn entweder besage es gar nichts, insofern jeder Mensch einzigartig sei, oder es lasse sich so verstehen, daß es zuviel sage. „Meinem innersten religiösen Besitz“, fügte er hinzu, „würde kein Schaden geschehen, wenn ich mich heute überzeugen müßte, daß Jesus gar nicht gelebt habe. Ja, ich könnte eine Klärung der Frage, worauf sich eigentlich unser Gottesglaube gründe, davon erwarten, wenn es eines Tages ganz unglaubhaft würde, daß Jesus gelebt hat. Aber als Geschichtsforscher (!) kann ich nur sagen, daß dazu keine Aus[125]sicht ist.“[73] Und er gab dabei zugleich ein Bild von Jesus, das, wenn irgend etwas, dessen gänzliche Belanglosigkeit für unsere heutige Religiosität offenbarte.

Bei dieser Sachlage konnte es Schmiedel keine Überwindung kosten, ein Buch mit einem empfehlenden Vorwort zu versehen, das, wie nur irgend eines, geeignet war, die Frage der Geschichtlichkeit Jesu von neuem in Fluß zu bringen. Es war „Der, vorchristliche Jesus nebst weiteren Vorstudien zur Entstehungsgeschichte des Urchristentums“ (1906) von dem amerikanischen Professor der Mathematik und Philosophie an der Tulane University in New Orleans William Benjamin Smith. Schmiedel verwahrte sich dagegen, ein Anhänger der Ideen von Smith zu sein, aber er gestand, „seine wissenschaftliche Ausrüstung und seine Arbeitsweise seit einiger Zeit kennen und schätzen gelernt“ zu haben, und erklärte, selbst wenn die Art der Vertretung dieser Ideen weit weniger geschickt



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