Die Kultur des Krieges by John Keegan

Die Kultur des Krieges by John Keegan

Autor:John Keegan [Keegan, John]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 1993-10-14T16:00:00+00:00


Araber und Mamelucken

Verglichen mit den anderen Völkern der zivilisierten Welt, spielte das Pferd bei den Arabern, obwohl sie kein Reitervolk waren, die größte Rolle. Schon allein deshalb sind die Araber von großem militärhistorischem Interesse. Darüber hinaus standen sie zu jener Zeit, da sie auf die Türken trafen, im Begriff, einen der bedeutendsten Eroberungsfeldzüge der Geschichte zu vollenden, der eine nahezu unbekannte Stammesgruppe aus den Wüstengebieten des inneren Arabiens zu Beherrschern fast des ganzen Vorderen Orients sowie ganz Nordafrikas und Spaniens erhoben hatte.

Die Araber hatten zudem das Byzantinische Reich bedroht, das persische zerstört und ein eigenes gegründet. Lediglich Alexander der Große - der erste Eroberer der Geschichte, der in die Ferne gezogen war - hatte in ähnlichem Umfang und mit vergleichbarer Schnelligkeit Land okkupiert.

Hinzu kam, daß die Eroberungen der Araber schöpferisch waren und Einigkeit bewirkten. Obwohl auch unter ihnen später Streit ausbrach, war ihr ursprüngliches Reich ein großes Ganzes und pflegte bald die Künste des Friedens. Die arabischen Herrscher errichteten bedeutende Bauwerke und wurden wahrhafte Förderer von Literatur und Wissenschaft.

Im Unterschied zu den ungebildeten Reiternomaden, die sie später als Krieger verpflichteten, bewiesen sie in erstaunlichem Maße die Fähigkeit, sich vom kriegerischen Leben zu lösen, sich der Zivilisation zuzuwenden und kultiviert zu denken und zu leben.

Außerdem zeichneten sie sich durch die Fähigkeit aus, den Krieg zu verwandeln. Militärische Revolutionen hatte es schon früher gegeben, insbesondere die Einführung des Streitwagens und des Reitpferdes. Die Assyrer hatten das Prinzip der Militärverwaltung erfunden, und die Römer hatten es ausgebaut.

Von den Griechen stammt die Technik der offenen Feldschlacht, in der das Fußvolk auf Leben und Tod kämpft. Die Araber führten indessen eine gänzlich neue Kraft in die Kriegführung ein: die einer Idee. Gewiß, auch zuvor hatten Ideen im Krieg eine Rolle gespielt.

So hatte der Athener Isokrates im 4. vorchristlichen Jahrhundert zu einem Feldzug gegen Persien aufgerufen, bei dem es um die Idee der Freiheit ging. Als Kaiser Theodosius 383 gegen die Goten kämpfte, erklärte der Römer Themistius, die Stärke Roms liege «weder in Brustpanzern und Schilden noch in ungezählten Massen von Männern, sondern in der Vernunft». Die Könige von Juda hatten im Bunde mit ihrem einzigen und allmächtigen Gott gekämpft, während Konstantin bei der Schlacht an der Milvischen Brücke das Bild des Kreuzes beschwor, um den Usurpator Maxentius zu besiegen.

All das waren jedoch nachgeordnete Ideen gewesen. Zwar waren die Griechen stolz auf ihre Freiheit und verachteten die Untertanen des Xerxes und Darius wegen ihrer Unfreiheit, doch war ihr Haß auf Persien im Grunde nationalistisch. Dem Aufruf zur Vernunft mangelte es an Überzeugungskraft in einer Zeit, da Roms Heere bereits stark von Barbaren durchsetzt waren und sich in ihren Reihen eine wilde Soldateska breitmachte, die für das Wort der Vernunft kein Ohr hatte.

Als Konstantin im Zeichen des Kreuzes zu siegen wünschte, war er noch kein Christ, und wenn Israels kriegerische Könige bei ihren kleinen begrenzten Waffengängen auch Kraft aus dem Alten Bund gezogen haben mögen, zerquälten sich die Christen des Neuen Bundes doch mehrere Jahrhunderte lang mit der Frage, ob Krieg moralisch zulässig sei oder nicht.

Christen haben



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