Die heimliche Heilerin 03 - Die heimliche Heilerin und die Toten - Historisch by Ellin Carsta
Autor:Ellin Carsta [Carsta, Ellin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Tinte & Feder
veröffentlicht: 2017-03-06T23:00:00+00:00
12. KAPITEL
Es mochte gut eine Stunde vergangen sein, ehe die Wagen anhielten. Madlen war bang zumute. Was würden die Gaukler wohl sagen?
Der Vorhang wurde beiseitegeschoben, und der Magier streckte ihr die Hand entgegen. »Wir sind mittlerweile ein gutes Stück von Heidelberg entfernt. Das dürfte genügen.«
Sie kletterte, so gut sie es mit Johannes im Arm vermochte, nach vorn. Der Magier nahm ihr den Kleinen kurz ab, half ihr herunter und gab ihn ihr zurück. Alle Gaukler hatten sich um sie versammelt, musterten sie interessiert.
»Es tut mir leid, dass ich mich dort hineingeschlichen habe«, sagte sie bedauernd.
»Hineingeschlichen?« Aldo hob die Brauen. »Eine ganze Horde hätte den Wagen leiser bestiegen.«
»Du dürftest außer Gefahr sein«, sagte die Frau, die Madlen während der Vorstellung nicht gesehen hatte. »Mein Name ist Doniya, das ist Aldo, mein Mann, Manilo, unser Magier, Duilio, der Feuer schluckt, Flavio und Giana sowie unser Giacomo.«
Madlen nickte allen zu. »Mein Name ist Madlen, und das«, sie deutete auf das Kind, »ist Johannes.«
»Wohin willst du, Madlen?«
»Möglichst weit weg von Heidelberg.«
»Hast du ein schweres Verbrechen begangen?«, fragte Aldo und bekam hierauf von seiner Frau sogleich einen Hieb in die Seite. »Aldo!«
»Was denn? Ich will nur wissen, in was wir hineingeraten.«
»Ich werde eines Verbrechens beschuldigt, doch begangen habe ich es nicht«, antwortete Madlen.
»Das wusste ich gleich«, sagte Doniya und funkelte ihren Mann wütend an. »Man kann in deinen Augen erkennen, dass du nichts Schlechtes im Sinn hast. Wenn du willst, kannst du mit uns kommen, bis wir den nächsten Ort erreichen.«
»Wohin führt euer Weg?«
»Nun, der Winter kommt rascher, als wir glaubten. Deshalb werden wir nur noch eine Vorstellung in Ulm geben und eine in Innsbruck und dann bis Verona weiterziehen. Doch es liegen genug Orte dazwischen, in denen du bleiben kannst.«
»Stammt ihr alle aus Italien?«
»Ja«, erklärte Doniya.
»Ich wundere mich, weil ihr alle so gut Deutsch sprecht.«
»Das liegt daran, dass wir schon so viele Jahre Vorstellungen hier geben. Also, was ist? Willst du weiter mit uns fahren oder dich doch lieber allein durchschlagen?«
»Ich würde gern mit euch kommen, doch«, sie zögerte, »ich habe kaum Geld.«
»Wie viel hast du denn?«, fragte Aldo und bekam hierfür einen neuerlichen Seitenhieb von seiner Frau.
»Du kannst mitkommen, so weit du möchtest. Du musst nur für dein Essen selbst sorgen. Und wenn auch das nicht geht, wird sich schon etwas finden.«
Madlen überlegte kurz. So freundlich ihr diese Menschen auch erschienen, wusste sie doch nicht, ob sie ihnen trauen konnte. Sie zog die Pfennige hervor, die die Schneiderin ihr als Lohn für ihre letzte Arbeit gegeben hatte. Diese hatte sie vorhin rasch eingesteckt, damit sie ihre Geldkatze, in der sich noch acht Gulden befanden, nicht hervorzuholen brauchte. »Das hier kann ich euch geben.«
Doniya lächelte. Sie nahm einen Pfennig. »Das genügt. Und nun komm zu uns nach vorn, damit du nicht ganz allein dort hinten hockst.«
»Danke.«
Sie holte noch rasch den Trinkschlauch mit der Ziegenmilch und den Trichter, damit sie die Truppe nicht bitten musste, anzuhalten, sobald Johannes Hunger bekam. Dann hielt Doniya das Kind, als sie auf den vorderen Wagen stieg, und reichte ihr den Kleinen schließlich herauf.
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