Die Heideärztin by Christa Canetta

Die Heideärztin by Christa Canetta

Autor:Christa Canetta [Canetta, Christa]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Frauen, Liebe, Gefühl, Romantik
ISBN: 978-3-95520-313-9
Herausgeber: Dotbooks
veröffentlicht: 2013-07-31T16:00:00+00:00


Sabine war viel zu müde, um an freundschaftliche Wiedersehen oder hoffnungsvolle Wünsche zu denken. Sie hatte eine fast schlaflose Nacht und acht gut besuchte Praxisstunden hinter sich. Zu den gewohnten Patienten hatten sich mehrere Helfer eingefunden, die während der Lösch- und Aufräumarbeiten die eine oder andere Verletzung davongetragen hatten. Da gab es ein paar Brandwunden, einige Prellungen, einen verstauchten Fuß und einen gebrochenen Arm. Nichts wirklich Ernstes, und dafür war die Ärztin dankbar. Schwerwiegende Verletzungen zu behandeln wäre ihr heute Abend schwer gefallen. So kümmerte sie sich, als der letzte Patient gegangen war, nur noch um ihre Blumen, atmete tief durch, als sich ihr Gast verabschiedete, lief mit Ronca ein Stück in die Heide hinein und freute sich auf ein ruhiges Abendessen.

Ein leichter Wolkenschleier hatte sich vor die untergehende Sonne geschoben. Zwei Eichhörnchen tobten in dem alten Apfelbaum, und ein paar Grillen zirpten im Gebüsch. Lotti hatte Kartoffelsalat für sie vorbereitet, einen Salat mit Äpfeln, Matjesstückchen, Gurken und Wiener Würstchen, wie Sabine ihn gern mochte, und Lotti hatte, als sie heimfuhr, alles in den Kühlschrank gestellt. Sabine nahm das vorbereitete Tablett mit hinaus in den Garten und genoss die Stille des Abends, die heute so wohltuend war. Ronca hatte sich unter der Bank zusammengerollt, sie wusste, vom Tisch kam nie ein Leckerbissen herunter. Plötzlich hob sie den Kopf, dann knurrte sie leise. Sabine bückte sich und hielt sie fest.

Um das Haus herum kam ein Kind gerannt. Sabine erkannte den kleinen Klaus, der damals, kurz vor ihrem Einzug, von dem Gänserich attackiert worden war. Der Junge war hochrot im Gesicht, weinte und rief: »Der Papa schlägt die Mama tot, der Papa ... sie ist ganz voller Blut.« Er schluchzte: »Überall hat sie Blut.«

Sabine sprang auf, brachte Ronca in die Küche und rief mit dem Handy die Polizeiwache an. »Hier Doktor Büttner. Das ist ein Notruf, schicken Sie jemanden in die Dorfstraße fünfundvierzig. Ein Junge behauptet, der Vater schlüge die Mutter tot. Beeilen Sie sich, ich laufe schon mal rüber.«

»Verstanden, wir sind schon unterwegs.«

Sabine griff nach ihrem Unfallkoffer und rannte mit dem Jungen schräg über die Straße. Als sie das Haus erreichten, blieb der kleine Klaus zurück und schüttelte den Kopf. »Ich hab' Angst, ich bleib' hier.«

»Ist gut. Ich geh' mal rein. Warte hier auf die Polizei.«

Vorsichtig näherte sie sich der offen stehenden Eingangstür. Drinnen war es still. Es roch nach billigem Fusel. Die Küchentür war nur angelehnt, sie hörte das Wimmern einer Frau. Langsam öffnete Sabine die Tür ganz. Was sie sah, ließ sie erstarren. Die Bäuerin lag blutüberströmt auf den Fliesen. Scherben einer Glasflasche bedeckten den Boden. Aber bevor sie sich zu der Frau hinunterbücken konnte, hörte sie ein Geräusch hinter sich. Sie drehte sich um. In der Tür stand ein Riese von einem Mann, eine halb volle Kornflasche in der Hand. Mit glasigen Augen starrte er sie an. Dann hob er drohend die Flasche und kam auf sie zu.

Speichel floss aus einem seiner Mundwinkel. Wie ein verwundetes Tier brüllte er auf und schwenkte die Flasche. Geistesgegenwärtig riss Sabine den Koffer hoch und hielt ihn als Schutz vor ihr Gesicht.



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