Die florentinische Braut (German Edition) by Eva Völler

Die florentinische Braut (German Edition) by Eva Völler

Autor:Eva Völler [Völler, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-17T00:00:00+00:00


Marco bestand darauf, sie hinzubringen. Luisas Protest war nur gespielt. Sie war froh für jeden Augenblick seiner Gesellschaft. Schon seine Entscheidung gestern Abend, über Nacht bei ihr zu bleiben, hatte sie aus ihrer schlimmsten Niedergeschlagenheit gerissen. Doch selbst das hatte sie nicht davor bewahrt, mehrmals aus quälenden Albträumen hochzuschrecken, in denen sie blutende, grässlich verstümmelte Katzenkadaver fand.

Marco hatte sie jedes Mal beruhigt und fest umarmt, bis ihr Zittern aufhörte, doch sie hatte nur schlecht wieder einschlafen können.

"Er war so süß, als er zu mir kam", hatte sie einmal gewispert. "So verspielt und niedlich. Und ganz und gar abgemagert. Er hatte eine schlechte Zeit hinter sich."

"Bei dir hatte er ein gutes Leben."

"Ja", hatte sie gemurmelt, "ja, das hatte er. Er war stolz und kräftig und mutig. Er hatte vor nichts Angst."

Und jetzt war er tot.

Den größten Teil der Fahrt verbrachten sie schweigend. Luisa hing düsteren Gedanken nach. Marco blickte sie von Zeit zu Zeit prüfend von der Seite an, doch er sagte nichts.

Der Fahrtwind strich durch das offene Seitenfenster und zerzauste ihr kurzes Haar. Ihre Augen hinter der Sonnenbrille waren geschwollen und rot vom Weinen. Sie fühlte sich ausgebrannt und leer, wie ausgehöhlt. Irgendwo in ihrem Inneren saß ein harter Knoten, der sich nicht lösen wollte. Es tat so weh, dass ihr das Atmen schwer fiel. Manchmal hatte sie das Gefühl, laut schreien zu müssen, um sich Luft zu verschaffen. Vorhin, als sie ihre Sachen gepackt hatte, musste sie zwischendurch aufhören, weil ihr übel wurde vor Schmerz, Zorn und Trauer.

Sie fuhren mit Marcos Wagen, weil er nicht wusste, wie lange er bleiben konnte. Auf La Befana gab es genügend Autos, Luisa würde problemlos eines davon benutzen können, wenn sie irgendwohin fahren wollte.

"Ich bin froh, dass du bei mir bist." Sie hatte es leise gesagt, doch Marco verstand sie trotzdem. Er lächelte ihr aufmunternd zu. In seiner Wange bildete sich ein Grübchen, ein eigentümlicher, reizvoller Gegensatz zu der herben Männlichkeit seiner Gesichtszüge. "Das ist der reine Egoismus, Liebes. Du weißt, dass ich mir kaum etwas Schöneres vorstellen kann, als dir Gesellschaft zu leisten."

Das Kosewort erfüllte sie mit Wärme. Sie hatte plötzlich das Bedürfnis, ihn zu berühren. Spontan legte sie die Hand auf seinen Unterarm. Er hatte die Ärmel bis über die Ellbogen hochgerollt, sodass sie seine warme Haut spüren konnte, das Knistern der feinen, dichten Haare, die sich dunkel vor dem Weiß seines Hemdes abhoben.

"Ich weiß so wenig über dich", sagte er. "Warum erzählst du mir nicht ein bisschen?"

Sie begriff, dass er sie auf diese Weise von ihrem Kummer ablenken wollte, und war ihm dafür dankbar.

"Ich bin als uneheliches Kind geboren", begann sie sachlich.

Marco blickte sie überrascht von der Seite an, doch er wirkte eher neugierig als betroffen. "Es scheint dir nichts auszumachen."

"Nein, weil es mir von Anfang an als etwas Gutes, Richtiges erklärt worden ist. Mein Vater war der Marchese von La Befana." Stolz war aus ihren Worten zu hören. "Es ist ein sehr großes Gut, du wirst nachher selbst einiges davon sehen. Mein Vater war ein mächtiger, angesehener Mann. Er verliebte sich in Elsa Farnesi, die Frau seines Verwalters – meine Mutter.



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