Die Eiserne See: Flammendes Herz (German Edition) by Brook Meljean

Die Eiserne See: Flammendes Herz (German Edition) by Brook Meljean

Autor:Brook, Meljean [Brook, Meljean]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: VGS Egmont
veröffentlicht: 2012-05-09T22:00:00+00:00


8

Ihre Kabine war mit Hassans Unterbringung in keiner Weise zu vergleichen; er verfügte über eine eigene Toilette, einen Kleiderschrank, einen Schreibtisch sowie eine Koje, die nicht nur so schmal wie eine Planke war. Ein kleiner Tisch gestattete ihm, für sich allein zu essen, wenn er dies wollte – im Moment war eine große Landkarte darauf ausgebreitet. Hassan setzte sich in den zum Tisch gehörenden Polsterstuhl, trank still seinen Tee und überließ es Yasmeen und Archimedes, mit Ollivier, der kein Arabisch sprach, ihre Route zu besprechen. Auf dem Tisch hatte Ollivier diverse Bücher, Bündel von Notizen und alte Karten aufgehäuft.

Die erste Stadt, auf die er zeigte, quittierte Archimedes mit einem Ächzen. »Nein«, sagte er. »Wien ist völlig leer geräumt. Ich bin siebenmal dort gewesen, insgesamt vier Monate vor Ort. Da ist schlicht nichts mehr übrig.«

Yasmeen sagte: »Ausnahmslos alle, die ich dort hingefahren habe, sagen dasselbe. Dort lässt sich nichts mehr finden. Wien ist als Erstes aufgegeben worden, wurde also auch am längsten abgegrast.«

»Ich bin nicht an Wien interessiert, sondern an einem Ort ganz in der Nähe. Ich hatte Gelegenheit, die Archive von Prinz Albert dem Schönen zu studieren«, erklärte Ollivier. »Seine Urahnin gehörte zu den Angsthasen-Habsburgern.«

Als Angehörige der Herrscherfamilie in Wien und den umgebenden Fürstentümern während des Vordringens der Horde nach Europa hatten die Habsburger bis zum bitteren Ende gekämpft – und wurden in der Neuen Welt ebenso gefeiert wie da Vinci. Einige wenige Habsburger jedoch waren geflohen, was man ihnen zum Vorwurf machte; sie mussten in Theaterstücken und Historiendramen oft als Schurken und Feiglinge herhalten.

Ollivier beförderte aus seinen Notizen einen kolorierten Holzschnitt zutage, der von einer Glasplatte geschützt war. Ausgeblichene Grün- und Brauntöne stellten Hügelland jenseits einer ummauerten Stadt dar, mit einem Fluss und schwimmenden Schwänen im Vordergrund. Die Dächer der Stadt waren allesamt in Orange und Blau dargestellt, und die hohen Gebäude wiesen zahlreiche kunstvoll verzierte Spitztürme auf, die sich zum blassen Himmel reckten.

»Der alte Herr war bei seinem Ableben der Letzte seiner Linie, darum hatte ich Gelegenheit, aus seiner Sammlung diesen Holzschnitt zu erwerben, der eine getreue Reproduktion eines Gemäldes darstellt, das die Habsburger Urahnin einst gemalt hat.«

Yasmeen sah zu Archimedes. »Erwerben« bedeutete zweifelsohne, dass er den Alten erst vergiftet und dann das Bild gestohlen hatte. Reizend.

Ollivier fuhr fort: »Ihr Gemälde ist die letzte mir bekannte Stadtansicht, die von jemandem stammt, der tatsächlich in Wien gewesen ist. Viele andere Ansichten basieren auf älteren Kunstwerken oder sind aus der Erinnerung gezeichnet. Sehen Sie das hier?« Er zeigte auf ein wuchtiges Bauwerk aus Stein im Hintergrund, das fast in den Hügelketten versteckt lag. »Ich habe es in keiner anderen Darstellung je gesehen.«

Archimedes kniff die Augen zusammen und beugte sich über den Holzschnitt. »Das stimmt. Ich habe es auch noch nie gesehen. Aber ich habe auch keine entsprechende Ruine gesehen, als ich in der Stadt gewesen bin.«

»Aber es liegt oben in den Hügeln, sehen Sie? Wenn der umliegende Wald weitergewachsen ist, versperrt er inzwischen vielleicht die Sicht.«

Archimedes nickte. »Gut. Was denken Sie, worum es sich handelt?«

Der Meuchelmörder zog eine weitere Karte von Wien und Umgebung hervor.



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