Die Chroniken der Schattenwelt Bd. 1 - Nephilim by Gesa Schwartz

Die Chroniken der Schattenwelt Bd. 1 - Nephilim by Gesa Schwartz

Autor:Gesa Schwartz
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Roman
Herausgeber: Egmont vgs Verlagsgesell.
veröffentlicht: 2011-10-03T22:00:00+00:00


26

Die Kette mit dem silbernen Drudenfuß hing schwer um Nandos Hals. Das Amulett hinderte ihn daran, seine magischen Kräfte zu nutzen, und als er sich auf seine Schaufel stützte und innehielt, spürte er deutlich, wie sehr sie ihm fehlten. Schwer atmend wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Er befand sich auf einem weitläufigen, einsam gelegenen Platz am äußeren Stadtrand. In früheren Zeiten hatten die Bewohner Bantoryns Steckrüben und Kartoffeln auf ihm angebaut, doch er lag bereits seit einigen Jahren brach und die Erde war so verkrustet, dass sie sich unter Nandos Füßen anfühlte wie harter Stein. Er war damit beschäftigt, den Boden aufzulockern und sechseckige Steinplatten darauf zu verlegen, sodass künftig Trainingseinheiten der Akademie auf diesem Platz stattfinden konnten. Es stand ihm frei, das Ganze mit einem Mosaik aus rotem Marmor zu verzieren, dessen Form und Gestalt er frei wählen konnte, doch bislang hatte er allein mehrere Stunden damit verbracht, die Erde für die Platten vorzubereiten. Seit seiner Ankunft in Bantoryn hatte er zahlreiche anstrengende und schmerzhafte Trainingseinheiten absolvieren müssen, doch die Arbeit auf diesem Platz brachte ihn an den Rand seiner Kräfte. Fast war es, als triebe die Erde ihm die Gedanken durch die Glieder, die er verdrängen wollte, und verlangsamte so jede seiner Bewegungen, als befände er sich unter Wasser.

Er verrichtete diese Arbeit allein, wie es bei Strafarbeiten üblich war. Nur Kaya hatte ihn mitsamt der Geige begleiten dürfen, doch sie hockte schweigend auf dem Instrument, lehnte an einer der Steinplatten und warf Nando immer wieder kopfschüttelnd Blicke zu. Sie zeigte keinerlei Verständnis dafür, dass er Noemi und die anderen nicht verraten hatte, als Antonio ihn wegen der Vorkommnisse im Speisesaal zur Rede gestellt hatte. Es wäre leicht gewesen, seinem Mentor zu berichten, dass er an den Ereignissen keine Schuld trug, dass er sich lediglich gewehrt hatte und nicht gegen die Regeln der Akademie verstoßen wollte. Zu Beginn hatte Nando sich davor gefürchtet, dem Engel unter die Augen zu treten. Er hatte den Speisesaal in Schutt und Asche gelegt, er hatte ein Feuer entfacht, das sich leicht hätte ausbreiten können, wäre er nicht vor der höchsten Magie zurückgeschreckt. Ohne jeden Zweifel hatte Antonio an den einstigen Teufelssohn gedacht, an die Feuersbrunst Bantoryns, als er von den Vorkommnissen erfahren hatte, da war Nando sich sicher, und es war alles andere als einfach gewesen, Antonio gegenüberzutreten. Doch im Blick des Engels hatte kein Zorn gelegen, kein Misstrauen, keine Furcht. Ruhig hatte er Nando angesehen, und diese Gelassenheit und tiefe Unerschütterlichkeit hatte diesem einen Schauer über den Rücken geschickt. Antonio kannte ihn gut, besser als er sich selbst, so schien es ihm manchmal, und es hatte nicht mehr gebraucht als einen flüchtigen Blickwechsel, um eines ganz klarzumachen: Antonio wusste alles. Er wusste, dass Noemi und ihre Freunde Nando angegriffen hatten, wusste auch, dass er dabei beinahe dem Teufel verfallen wäre, und vermutlich wusste er sogar etwas von dem Entschluss, den Nando in dem Moment getroffen hatte, da er seinem Mentor gegenübergetreten war und dieser ihn gefragt hatte, was geschehen sei.



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