Die Abenteuer des Captain Riley (German Edition) by Fernando Gamboa

Die Abenteuer des Captain Riley (German Edition) by Fernando Gamboa

Autor:Fernando Gamboa [Gamboa, Fernando]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9781477849781
veröffentlicht: 2016-02-13T00:00:00+00:00


KAPITEL 32

Joaquín Alcántara, Erster Offizier und Koch, betrachtete durch das Bullauge versunken die nächtlichen Lichter des nahe gelegenen Tanger. Er hatte die Hände auf den Rücken gelegt und kaute unruhig auf der Unterlippe, während er sich einen Reim auf die Ereignisse zu machen versuchte.

»Ich denke, dass March dahintersteckt«, bemerkte César.

Der ehemalige Interbrigadist drehte sich zu den zwei Besatzungsmitgliedern und den beiden Passagieren um, die am Tisch im Salon saßen und ihn besorgt und erwartungsvoll ansahen.

Nach zwei Stunden fruchtlosen Wartens waren die drei Besatzungsmitglieder zutiefst enttäuscht auf die Pingarrón zurückgekehrt, wo sie erwarteten, den Kapitän mit einer plausiblen Entschuldigung dafür vorzufinden, warum er sie versetzt hatte. Doch schon bei der Ankunft mussten sie feststellen, dass sowohl Riley als auch Marovic spurlos verschwunden waren. Die Befürchtung, dass ihnen auf dem Weg zu ihrer Verabredung im El Minzah etwas zugestoßen war, wurde zur Gewissheit.

»Das glaube ich nicht …«, winkte Jack müde ab. »Julie konnte sehen, wie Joan March das Hotel eine halbe Stunde nach dem verabredeten Treffen mit Alex in Begleitung seiner beiden Leibwächter höchst verärgert verlassen hat.«

»Ich habe sogar gehört, was er sagte, als er an mir vorbeikam«, bestätigte die Französin. »Er sagte zu einem seiner Männer: ›Das wird dieser verfluchte Kapitän noch bereuen …‹«

»Seht ihr? Wenn er selbst für ihr Verschwinden gesorgt hätte«, folgerte der Koch, »wäre er doch nicht so wütend gewesen. Trotz aller Vorbehalte, ihn schließe ich in diesem Fall praktisch mit Sicherheit aus.«

»Aber wenn nicht March dahintersteckt, wer dann …? Wer kann es gewesen sein?«, fragte César. »Er ist der Einzige, der von der Verabredung wusste und auch, wie wertvoll diese verdammte Kiste ist.«

Er betrachtete die beiden großen Ledertaschen, die auf dem Tisch standen. Die eine enthielt die Dokumente und Dossiers der SS, die andere die Enigma-Chiffriermaschine.

»Keine Ahnung, César. Aber wir dürfen uns bei deiner Frau dafür bedanken, dass wir uns im letzten Moment dafür entschieden haben, die Taschen auszutauschen.«

»Ich denke«, erklärte die Französin, »dass uns vielleicht jemand überwacht hat und aus diesem Grund glaubte, dass der Kapitän die Maschine bei sich hat.«

»Und deshalb haben sie ihn entführt«, klagte ihr Mann.

»Aber dank unserer List«, meinte Jack, während er sich setzte, »haben wir jetzt ein Faustpfand. Wer immer Alex überfallen hat: Ganz sicher wäre er schon längst tot, wenn er die Enigma bei sich gehabt hätte.«

»Und …?«, unterbrach ihn Elsa erschrocken. »Woher willst du wissen, dass es nicht so ist?«

Jack senkte einen Augenblick lang den Blick und schob seine Zweifel beiseite.

»Es wäre nur logisch, dass er noch am Leben ist«, argumentierte er. »Sie haben nichts zu gewinnen, wenn sie ihn töten.«

Die Deutsche las in den grauen Augen des Galiziers, dass das eher eine Hoffnung als eine begründete Vermutung war.

»Und wenn es so ist?«, fragte sie trotzdem. »Was können wir tun?«

Der zweite Mann an Bord stützte die Ellbogen auf den Tisch und verschränkte die Hände.

»Ruhe bewahren und hoffen«, erwiderte er knapp.

»Ruhe bewahren und hoffen?«, gab sie skeptisch zurück. »Auf was hoffen?«

»Dass die Kerle sich melden.«

»Und wer?«

»Woher soll ich denn das wissen, Elsa? Wer immer die eben sind!«

»Etwas Besseres fällt dir nicht ein?« Sie erhob die Stimme.



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