Der Tod greift nicht daneben. Alpenkrimi by Jörg Maurer

Der Tod greift nicht daneben. Alpenkrimi by Jörg Maurer

Autor:Jörg Maurer [Maurer, Jörg]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104031644
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2015-01-14T23:00:00+00:00


Sie fuhren Richtung Innsbruck. Der Gast wies ihn an, von der Bundesstraße in einen Waldweg abzubiegen, und jetzt ging es erst einmal steil bergauf. Der Benz röhrte und rasselte, der Kies spritzte scharf links und rechts weg. Nach dem Bergsattel rumpelten sie wieder abwärts in ein Tal. In dieser Gegend war der Gumpendobler noch nie im Leben gewesen. Beide schwiegen. Das war dem Gumpendobler sowieso am liebsten. Geschwätzige Kunden waren ihm ein Graus. Noch achtundvierzig Minuten.

Sie waren schon längst an den Liebfrauen-Quellen vorbei, aber der Gumpendobler sagte nichts dazu. Zwei Hunderter waren Argument genug. Schließlich erreichten sie die österreichische Bundesstraße, die nach St. Johann führte.

»Halten Sie an. Da vorne!«

Da vorne? Es war eine Parkbucht. Auf der anderen Seite der Straße sah er eine seltene Automarke stehen. War das ein rumänischer Dacia? Ein paar Aschentonnen und Streukistchen standen herum, kein Haus und keine Straße weit und breit. Der Gumpendobler hielt an.

»Bitte helfen Sie mir mit der Tasche«, nuschelte sein Fahrgast. Der Taxifahrer stieg aus. Von Ferne hörte er den Autolärm einer großen Straße, ein heiserer, unheimlicher Wind pfiff die zweite Stimme dazu. Ein Käuzchen schrie. Krachend setzten zwei Grillen ein, doch sie verstummten bald wieder. Er reckte sich ein wenig. Seine alten Knochen taten ihm weh. Lange konnte er das Taxifahren nicht mehr machen. Er ging um das Auto herum und blickte in den Fond.

»Wo ist denn jetzt die Tasche?«, fragte er. Der Gumpendobler spürte den Tod immer noch nicht. Er war arglos – weswegen hätte man ihm, einem harmlosen alten Manderl, etwas antun sollen? Er warf einen kurzen Blick auf den Rücksitz, aber da war keine Tasche. Auch kein sonstiges Gepäck, kein Angelzeug, nichts. Jetzt wollte er dann doch wieder einsteigen. Aber mit dem Einsteigen wurde es nichts mehr. Denn der andere hielt ihn am Arm zurück. Der andere, der war viel größer als er, das bemerkte er jetzt erst. Der Mond kroch hinter dem Wilden Kaiser hervor, er beleuchtete die Szenerie in der Parkbucht, und jetzt erkannte der Gumpendobler seinen Mörder.

»Ja was – das gibts doch nicht – was tust du denn? –«

Viel mehr brachte er nicht heraus. Er wusste, dass er sich in allergrößter Gefahr befand. Es ist niemals gut, etwas gesehen zu haben, was man nicht sehen darf.

»Nein, bitte nicht!«, keuchte der Gumpendobler, doch da traf ihn ein harter Schlag ins Gesicht, er taumelte nach hinten und stürzte zu Boden. Seine Hände wurden ihm hinter dem Rücken zusammengebunden, sein Mund verklebt. Er wurde hochgehoben und aufgeschultert. Sein Entführer schleppte ihn einen steilen, überwachsenen Weg entlang. Der Gumpendobler blinzelte. Es war ein ausgetretener Pfad, den man von der Straße aus nicht hatte sehen können. Die Bäume standen dicht und hoch. Der Mond schlich wie ein heimlicher Komplize hinter den beiden her. Der Gumpendobler strampelte mit den Beinen, er riss an seiner Handfessel, aber seine Kräfte ließen langsam nach. Bei einer Serpentinenkurve hatte er Gelegenheit, nach oben zu blicken. In fünfzig Meter Entfernung schmiegte sich eine kleine Holzhütte an den Hang, mit einer winzigen, ebenfalls hölzernen Veranda. Die Fensterläden waren geschlossen, aber drinnen brannte Licht.



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