Der Terrorismus der westlichen Welt: Von Hiroshima bis zu den Drohnenkriegen (German Edition) by Vltschek Andre & Chomsky Noam

Der Terrorismus der westlichen Welt: Von Hiroshima bis zu den Drohnenkriegen (German Edition) by Vltschek Andre & Chomsky Noam

Autor:Vltschek, Andre & Chomsky, Noam [Vltschek, Andre]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Unrast
veröffentlicht: 2015-11-19T16:00:00+00:00


SÜD- UND MITTELAMERIKA

ANDRE VLTCHEK

Ich würde jetzt gerne auf Süd- und Mittelamerika zu sprechen kommen. Es ist überwältigend, welche Siege progressive lateinamerikanische Regierungen in jüngster Zeit errungen haben. Eine faschistische, dem Westen hörige Regierung nach der anderen ist gestürzt worden. Venezuela gibt die Richtung vor, doch dieselbe Entwicklung vollzieht sich in Staaten wie Ecuador oder Bolivien, dem ärmsten Land Südamerikas mit dem größten Anteil indigener Menschen. Der Kontinent erhebt sich. Und in gewissem Maße sorgen sich jetzt sogar die Regierungen Uruguays, Argentiniens und Brasiliens mehr um die eigene Bevölkerung als um internationale Banken und Konzerne. Inzwischen herrscht eine ganz andere Situation vor als noch vor zwanzig Jahren, und zudem lässt sich ein wachsendes Solidaritätsgefühl beobachten.

Natürlich hat es neben den Fortschritten auch schwere Rückschläge gegeben: Die linken Bewegungen haben – durch zwei vom Westen eingefädelte Putsche – Honduras und Paraguay verloren. Und gewiss spukt weiterhin das schreckliche Vermächtnis der Monroe-Doktrin auf dem gesamten Kontinent.

Vor nicht langer Zeit besuchte ich El Salvador. Das Land verfügt jetzt über eine progressive Regierung, der aber die Hände gebunden zu sein scheinen, weil die Vereinigten Staaten die Verantwortung für die Vergangenheit nicht übernehmen wollen und keine Reparationszahlungen leisten.

In El Salvador herrscht nach wie vor schreckliche Gewalt als Folge davon, dass die Vereinigten Staaten Todesschwadrone unterstützten, die Krieg gegen linke Untergrundkämpfer geführt haben. Die Gewalt ist abscheulich und verachtenswert. Selbst ich blieb nicht verschont: Als ich filmte, wurde auf meinen Wagen geschossen. Direkt danach besuchte ich ein Dorf, um ein Interview mit dem einzigen Überlebenden des schrecklichsten Massakers des Krieges zu führen, bei dem 30 Menschen ums Leben kamen und eine Familie vollständig ausgelöscht wurde. Während unserer Unterhaltung warnte er mich: Ich solle lieber gehen, weil gerade die Sonne unterging und die Gangs, die Maras, jetzt die Gegend übernahmen. Ich hatte Glück, mit dem Leben davonzukommen. Am Ende unseres Gesprächs erzählte er mir, dass die Kultur der Gewalt, welche die Vereinigten Staaten während des Bürgerkriegs in Gang gesetzt hatten, durch all dies eine Fortsetzung erfahren würde.

Obwohl es in zahlreichen Ländern Lateinamerikas progressive Bewegungen und sogar fortschrittliche Regierungen gibt, müssen sie also mit dem Vermächtnis jahrzehntelanger furchtbarer Gewalt zurechtkommen. In der Stadt Colón in Panama, über die kaum jemand berichtet, stieß ich auf dieselbe Situation. Zuerst hielt ich Colón nur für eine weitere problematische Stadt, und außer ein paar Artikeln konnte ich keine Informationen darüber finden. In einem davon wurde behauptet, Colón gehöre zu den gefährlichsten Städten der westlichen Welt. Ich reiste hin und begriff, dass es stimmte: Die Stadt ist eine völlige Ruine.

Die Zerstörung wird einem augenblicklich bewusst: Zehnjährige Prostituierte bieten sich auf der Straße preis, US-Kriegsschiffe liegen im Kreuzfahrtschiffshafen vor Anker... eigentlich dürften sich dort gar keine Kriegsschiffe aufhalten, denn in Verträgen zwischen den Vereinigten Staaten und Panama wurde bereits vor Jahren deren Abzug beschlossen. Auch von den Philippinen hätten sie abziehen müssen, liegen dort aber weiterhin unter dem Deckmantel des ›Kriegs gegen den Terrorismus‹ vor Anker. Auf den Philippinen und in Panama herrschen diesbezüglich dieselben Verhältnisse.

Colón ist die zweitgrößte Stadt Panamas und liegt nur wenige Kilometer vom berühmten Panamakanal entfernt.



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