Der Schwan by Gudbergur Bergsson
Autor:Gudbergur Bergsson [Bergsson, Gudbergur]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-01-15T00:00:00+00:00
14.
Obwohl es ein sehr sonniger Sommer war, zogen manchmal auch Wolken am Himmel auf, wahrscheinlich nur, um die Tage nicht zu langweilig werden zu lassen mit ihrer eintönigen Helligkeit und Trockenheit. Die Wolken unterbrachen in passenden Abständen das einfarbige Blau, so daà man nach einem schönen und trockenen Abschnitt von passender Länge immer mit Regenschauern rechnen konnte, und dann erwachte die Erde in warmer Feuchtigkeit aufs neue zum Leben.
Wenn es regnete, gingen alle ins Haus, und drauÃen in der Natur war nichts als der Regen. Die Natur war drauÃen in der Natur. Und wegen der langanhaltenden Trokkenheit wurde sie klatschnaà und der Regen nasser als gewöhnlicher Regen. Nur die Hühner liefen drauÃen im Regen herum und schüttelten durchsichtige Regentropfen von den roten Kämmen. Die Kleine sah ihnen durch das Fenster zu, oder sie stellte sich in den Hauseingang, wollte sie an den FüÃen die feuchte Kühle des Regens spüren, der drauÃen auf die Erde prasselte, den Duft des zuvor knochentrockenen Grases und der Erde riechen, wenn sie erwachten, und gleichzeitig die Wärme fühlen, die aus dem Innern des Hauses kam und den Rücken umspielte.
Am lustigsten war es bei den heftigsten Regengüssen, dann erfüllte das Rauschen die Luft, und die Tropfen klatschten auf das Rübenkraut und schlugen es wie kleine, grüne, weiche Trommeln.
Am lautesten prasselte es auf dem Dach der Scheune. Sie ging hinein, um zuzuhören, wenn es besonders heftig regnete, legte sich ins Heu und versank in dem lauten Geräusch, das war wie ununterbrochener Schlaf und Ruhe, die vom Himmel herabfiel. Das Rauschen lieà das Heu fremdartig und trockener erscheinen, als es in Wirklichkeit war, sein Duft wurde schwer, herb, sauer und mischte sich mit dem nassen Geruch der Erde drauÃen und wurde eins mit dem wohlriechenden Behagen in ihrem Innern. Doch nichts anderes kam vom Himmel herab, um sich sanft auf sie zu legen und sie fest ins Heu zu drücken, nichts, nur zuerst das vereinzelte Aufschlagen von Regentropfen und dann ein immer lauter werdendes Trommeln, das schlieÃlich zu einem Schwall mit unzähligen Variationen wurde.
Der Regen brachte überall Ruhe. Im Haus herrschte Schläfrigkeit. Das Essen lag einem schwer im Magen. Und die Menschen schliefen und schliefen. Das Haus roch nach klatschnassen Träumen, wenn die Leute einander mit geheimnisvollen Blicken ansahen, die in sehnsuchtsvoller Benommenheit unter schweren Augenlidern schwammen. Der Knecht fuchtelte mit den Armen, als wolle er die Tochter greifen, wenn sie abends in ihr Zimmer ging, um sich schlafen zu legen. Er war nach der vorausgegangenen Arbeit so müde, daà er, wenn er nach dem Mittagsschlaf aufwachte, immer noch schlief, auch wenn er sich mühsam auf den Beinen hielt oder am Tisch saà und sich über das Gesicht strich. Beim Mittagskaffee erzählte er seltsam kichernd irgendeinen Unsinn und sprach, als ob er benebelt sei. Die Tochter sah ihn steif an und rauchte. Der Bauer kam nur in die Küche, um schnell den Kaffee zu trinken, sagte aber nichts, ging mit dem Fernglas zum Hauseingang, schaute herum und sah nur das verschwommene Land im strömenden Regen.
Der Knecht schlich sich dann hinaus in die Scheune und schlief, alle viere von sich gestreckt, ein.
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