Der Lotuskrieg 3: Endsinger (German Edition) by Kristoff Jay

Der Lotuskrieg 3: Endsinger (German Edition) by Kristoff Jay

Autor:Kristoff, Jay [Kristoff, Jay]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2022-05-26T16:00:00+00:00


Yasuo seufzte und sog tief den Lotusrauch in seine Lunge. Die Füße hatte er auf die Armatur seiner Lokomotive gelegt. Draußen auf dem Bahnhofsgelände hörte er schwach Werkzeuge klirren und Stromgeneratoren summen. Zehn Minuten Pause hatte er noch, dann musste er mit seinem Zug an Plattform zwei heranfahren und das nächste Truppenkontingent an Bord nehmen. Yasuo konnte nicht umhin zu bemerken, dass die Soldaten mit jeder Fuhre jünger wurden. Diese Beobachtung behielt er jedoch wohlweislich für sich.

Er rieb sich die geröteten Augen und starrte dann durch den Pfeifenrauch auf sein Nachrichtenblatt hinab. Die mächtige Armee der Tora zog unter Führung des ehrenwerten Daimyō Hiro in den Krieg gegen den Daimyō der Füchse und seine Kage-Verbündeten. Es wurde angedeutet, Isamu habe bei der Ermordung der Herrin Aisha seine Finger im Spiel gehabt und begehre die vier Throne des Inselreiches.

»Hurensöhne«, murmelte Yasuo. »Der Weise traut dem Fuchs nicht über den Weg …«

Er hörte leise Schritte hinter sich, doch ehe er sich umwenden konnte, drückte ihm jemand etwas Hartes, Kaltes gegen den Hinterkopf. In der Windschutzscheibe sah er das Spiegelbild eines Jungen mit geschorenem Schädel, der schief lächelte. Um ihn herum standen noch ein paar andere: ein großer Junge mit schiefem Kinn, ein zweiter mit kantigen Gesichtszügen und eine alte Frau, unter deren Umhang es silbern glänzte.

»Wie geht’s, mein Freund?«, fragte der Junge.

Yasuo gaffte wortlos sein Spiegelbild an.

»Falls du dich fragst, was hier läuft … Ich halt dir gerade den Lauf eines Eisenwerfers an den Kopf.«

Langsam hob Yasuo beide Hände.

»Ist deine Lok vollgetankt?«

»Hai.«

»Kommen wir damit bis nach Yama?«

»Ich hab nicht die Erlaubnis …«

Der Junge drückte den Lauf fester gegen Yasuos Hinterkopf. »Ich würd sagen, du hast ’ne ganze Faust voll Erlaubnis an deiner Birne dran, Freundchen.«

»Hai!«, erwiderte Yasuo eilig. »Wir schaffen es bis nach Yama.«

Der Druck ließ nach. Das Spiegelbild des Jungen grinste – er sah aus wie Kitsune, der es irgendwie ins Hühnerhaus geschafft hatte.

»Dann wirf das Ding hier mal an. Wir haben ein gutes Stück vor uns.«



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