Der Kuss des Dämons by Lynn Raven

Der Kuss des Dämons by Lynn Raven

Autor:Lynn Raven
Die sprache: eng
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-09-06T15:50:11.490719+00:00


Romeo und Julia

Als mein Wecker mich am nächsten Morgen aus dem

Schlaf riss, herrschte jenseits meines Fensters trübes

Grau. Am Himmel hingen schwere, dunkle Wolken, die

Unmengen an Regenverhießen. Ich konnte nur hoffen,

dass sie sich bis nach der Schule wieder verzogen

hatten, damit der versprochene Motorradausflug mit

Julien nicht ins Wasser fiel - buchstäblich. Im Bad

brauchte ich dieses Mal ein Stück länger - wenn man nur

eine Hand richtig benutzen konnte, war man ernsthaft

gehandicapt -, sodass mir auch diesmal wieder gerade

genug Zeit blieb, eine Tasse Tee hinunterzustürzen und

Ellas

tadelndes

Kopfschütteln

mit

einem

verzeihungsheischenden Lächeln zu beantworten, ehe

ich aus dem Haus stürmte.

Ein leichter Nieselregen setzte ein, als ich auf den

Schulparkplatz fuhr. Erstaunlicherweise fand ich eine

Lücke gar nicht übermäßig weit vom Eingang entfernt

und erreichte das Schulgebäude weitestgehend trocken.

Unter dem Vordach blieb ich stehen und schaute mich

noch einmal nach dem Parkplatz um. Soweit ich ihn von

hier aus überblicken konnte, war Juliens Fireblade

nirgends zu entdecken. Offensichtlich war er noch nicht

da. Ich sah kurz zum Himmel hinauf. Die Wolken zogen

sich immer mehr zusammen. Wenn er sich nicht beeilte,

würde er ziemlich nass werden.

Auf dem Weg zu den Spinden folgten mir Blicke und

Getuschel. Offenbar war die Montgomery-High noch

nicht darüber hinweggekommen, dass ich mit Julien

DuCraine zusammen war. Ich versuchte die unliebsame

Aufmerksamkeit zu ignorieren und räumte einen Teil

meiner Bücher in meinen Spind. Als ich die Tür schloss,

sah ich mich Cynthia und ihrem Hofstaat gegenüber.

Sie musterte mich mit einem verächtlichen Blick von

oben bis unten, dann lehnte sie sich mit einer Hand an

den Spinden zu mir.

»Glaub mir, Dawn, er wird dich ebenso schnell in den

Wind schießen wie all die anderen vor dir«, lächelte sie

mich an.

»Vielleicht kümmerst du dich besser um deine

Angelegenheiten, Cynthia.« Ich hängte mir meine

Tasche um.

Sie bedachte mich erneut mit einem abfälligen Blick.

»Wir haben gewettet, Dawn. Monica meint, er hat nach

drei Tagen genug von dir. Ich glaube, er hält es nur zwei

mit dir aus. Was denkst du, wer hat recht?«

Ich schloss die Hand zur Faust. »Keine.«

»Sicher?«

Cyn

bedachte

mich

mit

einem

unschuldigen Augenaufschlag.

»Absolut!«, sagte eine Stimme hinter mir, und in der

gleichen Sekunde legten sich zwei Arme um mich, die in

einer dunklen Motorradjacke steckten.

Cynthia machte einen Schritt rückwärts. »Julien.« Sie

wirkte so überrascht, als sei er aus dem Nichts

aufgetaucht.

Ich sah über die Schulter zu ihm auf. Regentropfen

hingen in seinem Haar. Hinter der Brille glaubte ich seine

Augen erahnen zu können. Die Art, wie er lächelte, ließ

meine

Knie

weich

werden.

Er

sah

absolut

anbetungswürdig aus. Und er hatte die Arme um mich

gelegt und mich gegen seine Brust gezogen. Ich

schmiegte mich fester an ihn und schaute Cynthia an.

»Da hörst du es.«

»Wir werden sehen.« Sie maß mich mit einem giftigen

Blick, bedachte auch Julien damit, machte auf dem

Absatz kehrt und rauschte davon.

»Eifersüchtige Ziege«, knurrte ich ihr nach.

Julien lachte hinter mir leise. »Hoppla, was sind das

denn für Töne, ma Demoiselle Dawn?«, spottete er dicht

neben meinem Ohr.

Ich lehnte mich in seinem Arm ein wenig zur Seite, um

ihn besser ansehen zu können. »Bist du etwa anderer

Meinung?«

Er grinste auf mich herunter. »Ganz und gar nicht.«

Der Ausdruck auf seinem Gesicht wurde weich. »Guten

Morgen.« Seine Stimme hatte sich von einer Sekunde auf

die andere in dunklen Samt verwandelt und nahm mir den

Atem.

»Guten Morgen«, brachte ich endlich meinerseits

hervor. Ich legte meine Hände auf seine Arme und

räusperte mich. »Keine Distanz mehr?«, wagte ich dann

zu fragen.



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