Der Krieg vor dem Krieg: Wie Propaganda über Leben und Tod entscheidet (German Edition) by Ulrich Teusch

Der Krieg vor dem Krieg: Wie Propaganda über Leben und Tod entscheidet (German Edition) by Ulrich Teusch

Autor:Ulrich Teusch [Teusch, Ulrich]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Westend Verlag
veröffentlicht: 2019-04-01T22:00:00+00:00


Der »Permanent War Complex«

Als US-Präsident George W. Bush am 1. Mai 2003 Vollzug meldete und nach nur sechswöchigem Kampf den Sieg der von ihm geschmiedeten »Koalition der Willigen« im Irak verkündete, hat er wohl nicht geahnt, dass ihm der eigentliche Krieg erst noch bevorstehen würde.

Fünf Jahre später präsentierten die Ökonomen Joseph Stiglitz und Linda Bilmes eine vorläufige Bilanz des Konflikts, die für die Regierung Bush kaum verheerender hätte ausfallen können.1 Dies umso mehr, als sich die Autoren vielen zentralen Fragen des Kriegs nur am Rande widmen: so dem horrenden Blutzoll der irakischen Zivilbevölkerung, den Millionen Flüchtlingen innerhalb und außerhalb des Landes, der infrastrukturellen, ökonomischen und sozialen Misere, der alltäglichen Gewalt oder den politischen Verwerfungen im Nahen und Mittleren Osten. Das Hauptanliegen ihrer Analyse sind vielmehr die oft vernachlässigten ökonomischen Folgen des Kriegs – ausgedrückt in US-Dollars. Auch in diesem Punkt hatten Bush und seine Gefolgsleute das, was auf die Amerikaner zukommen könnte, in unverantwortlicher Weise bagatellisiert. Kurz vor dem Krieg vermutete der damalige Wirtschaftsberater des Präsidenten, Larry Lindsey, dass die Gesamtkosten sich auf etwa 200 Milliarden Dollar belaufen könnten. Verteidigungsminister Rumsfeld tat diese Prognose als »Quatsch« ab; allenfalls 50 bis 60 Milliarden würden anfallen.

In ihrer Gegenrechnung müssen Stiglitz und Bilmes zwar mit etlichen Unbekannten klarkommen. Dennoch gelingt ihnen eine jederzeit schlüssige, nachvollziehbare Kalkulation. Am Ende, so lautet ihr Ergebnis, dürften sich die Gesamtkosten auf drei Billionen Dollar allein für die USA summieren; die Kosten der anderen Kriegsteilnehmer sowie des Irak sind da noch nicht mitgerechnet. Eine kaum glaubliche Summe. Doch das ist längst nicht alles. Das Watson Institute for International and Public Affairs an der Brown University in Providence, Rhode Island, zeigt in seinem Projekt Costs of War, dass seit 9/11 die Ausgaben für den Krieg gegen den Terror sich auf eine noch weit höhere Summe belaufen: fast sechs Billionen US-Dollar.2 In dieser Summe sind nicht nur die Kosten für die militärischen Operationen im Irak, in Afghanistan, Pakistan und Syrien enthalten, sondern auch Teile dessen, was im Rahmen des Heimatschutzes für Terrorismusabwehr auf US-amerikanischem Boden ausgegeben wird sowie die Kosten für verwundete oder traumatisierte Post-9/11-Veteranen.3 Der Krieg gegen den Terror spielt sich im Nahen und Mittleren Osten ab, aber breitet sich auch nach Afrika und in andere Regionen aus – ist jedenfalls umfassender, als viele Amerikaner glauben. Auch die längerfristigen Folgekosten sind exorbitant: Selbst wenn Washington morgen aufhörte, auch nur noch einen Dollar in diese Konflikte zu investieren, würden sich allein die auflaufenden Zinslasten in den 2050er-Jahren auf mehr als acht Billionen US-Dollar summieren.4

Die finanziellen Kriegskosten werden meist aus der Perspektive der USA ermittelt. Was aber ist zum Beispiel mit den vielen völlig zerstörten Städten im Irak, in Syrien oder Libyen? Wer beziffert diese Schäden? Und wer kommt dafür auf? Sodann zählen zu den Kriegskosten selbstverständlich nicht nur die finanziellen Aufwendungen, sondern auch und vor allem die menschlichen Opfer, also die durch unmittelbare Kriegshandlungen Getöteten oder Verwundeten, oder jene Menschen, die als Folge von Kriegshandlungen (wie Krankheiten, Unterernährung, Umweltzerstörung) ums Leben kamen.

Das Costs-of-War-Projekt liefert zwar umfängliche Daten dieser Art, doch das Interesse der US-Bevölkerung ist wenig ausgeprägt.



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